Die Hessenliga ist ein wenig stabiles Pflaster, denn ganz wenige Mannschaften gehören ihr schon länger an: Sie steigen entweder rasch auf oder ab. Die Ausnahme ist die SVG Eppstein: Wie die Burgstädter selbst feststellten gehören sie seit der Saison 2000/2001 der obersten Hessischen Liga an - derzeit ein einsamer Rekord. Dotzheim ist erst seit 2008/2009 ununterbrochen dabei, dann kommt schon der SK Bad Homburg, der im Folgejahr aufgestiegen war.
So gesehen war der Auftritt der Kur- bei den Burgstädtern ein Treffen der Oldies. Die Vorzeichen waren klar gesetzt: Beide Mannschaften lagen vor dem Match halbwegs gesichert im Mittelfeld, benötigten aber noch Punkte im Kampf gegen den Abstieg.
Auftakt in Eppstein: der erste volle Punkt sollte 5 Stunden auf sich warten lassen!
Bad Homburg wurden allgemein die höheren Chancen eingeräumt, aber das hieß nicht viel. Denn schon rasch übernahmen die Spieler an den heimischen Tischen die Initiative. Relativ kurze Remisen von Mannschaftsführer Egon Merkle, Ralf Dunsbach und Walter Schmidt legten die Verantwortung auf die anderen Bretter.
Anfangs war es im Raum kalt. Später heizten große Probleme mit der Stellung das Gemüt von Ryhor Isserman auf.
Aber dort roch es nach Problemen. So standen bald Pascal Wintermeyer, Ryhor Isserman und Richard Kaiser mit dem Rücken zur Wand. Die beiden Benoni-Partien von Ingo Hanemann und Peter Dertscheny sahen dagegen nach Materialgewinnen vielversprechend aus, allerdings drohten dunkle Wolken über dem jeweils eigenen König.
Und dann verschärfte die Zeitnot-Dramatik die Lage erheblich: Eher ungenaue Technik (leicht gesagt, wenn man zuschaut!) machten Ingo Hanemann und Peter Dertscheny das Leben schwer. Viel Glück hatten in dieser Phase Ryhor Isserman und Richard Kaiser: Sie entkamen in letzter Sekunde in ein Remis. Und Eppstein sollte sich ärgern, dass es diese beiden Bretter nicht weiter spielte, denn ausgereizt waren die Positionen im Gewinnsinne noch nicht.
Ingo Hanemann musste im oberen Diagramm nach zuletzt 39. Te2-e6 noch genaue Technik walten lassen. Er zog 39. ... Kf8(!) 40. Txf6+ Ke8 41. Dh5+ Kd8 und verwertete um einiges später seine Vorteile.
Noch heftiger traf es Peter Dertscheny: Im linken Diagramm ist die Lage wahrlich nicht einfach, der Bd6 ist zu stark. Der Bad Homburger zog in der Hoffnung auf einen Gewinnweg 35. ... Te1+ 36. Kh2! Txd1 37. Dxd7! Te1! - aber die Wellen der Partie wogten weiter.
Nun verschmähte Weiß das Dauerschach und versuchte mit seinem Freibauer und Läuferpaar zu gewinnen: 38. Dc8+ Kf7 39. d7 Lf6 40. Ld6 Dd2! 41. Df8+ (zweites Diagramm). Aber es folgte das witzige 41. ... Ke6 42. Dxf6+ Kxd7!! und Schwarz gewann viel später im Damenendspiel.
Das Match wurde definitiv durch die Kampfstärke der hinteren Bretter entschieden: Diese 6 Spieler zogen alle Kiebitze in den Bann.
Und das war der entscheidende Punkt: 4½:2½ aus Sicht der Kurstädter. Da konnte man es leicht verschmerzen, dass Pascal Wintermeyer in seinem ersten Hessenliga-Einsatz letztlich wenig Land sah und nach großem Kampf verdient die Segel streichen musste.
Nach Lage der Dinge hat damit Bad Homburg den Klassenerhalt zur Saison-Halbzeit gesichert. Die sympathischen Gastgeber aus Eppstein werden sich dagegen strecken müssen, um noch ein Jahr ihrer Erfolgsgeschichte in der Hessenliga zu verlängern. Viel Glück! (W.S.)
Die Einzelergebnisse:
SVG Eppstein | SK Bad Homburg | 3,5 - 4,5 | ||
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Eik Elstner | 2128 | FM Ryhor Isserman | 2250 | ½ - ½ |
Bernd Steyer | 2050 | Egon Merkle | 2149 | ½ - ½ |
Jan Glauder | 2071 | FM Ralf Dunsbach | 2115 | ½ - ½ |
Peter Raab | 2032 | Walter Schmidt | 2154 | ½ - ½ |
Carsten Kreiling | 2012 | Richard Kaiser | 2102 | ½ - ½ |
Dieter Meinzer | 2093 | Ingo Hanemann | 2120 | 0 - 1 |
Alexander Sehr | 2019 | Pascal Wintermeyer | 1702 | 1 - 0 |
Sebastian Syperek | 2024 | Peter Dertscheny | 1966 | 0 - 1 |