1. Mannschaft, Hessenliga: Zur vorletzten Runde der laufenden Hessenliga-Saison empfing der SK Bad Homburg den verlustpunktfreien Spitzenreiter aus Wiesbaden. Erwartungsgemäß boten die Gäste ihre erste Besetzung auf, mit zwei Großmeistern und einem Internationalen Meister an den Spitzenbrettern. Gegen dieses Aufgebot waren die Kurstädter von vornherein klarer Außenseiter und mussten zudem zwei Stammspieler (Walter Schmidt und Egon Merkle) ersetzen.
So überraschte es die anwesenden Zuschauer und Spieler wenig, dass die Gäste in der dritten Spielstunde durch GM Ildar Khairullin in Führung gingen. FM Ralf Dunsbach, eine Stütze der Mannschaft, konnte der überlegenen Spielanlage des ehemaligen Jugendweltmeisters an diesem Tag wenig entgegensetzen.
Ralf Dunsbach (rechts) hatte eine schwere Last zu bewältigen: Links der junge GM Ildar Khairullin.
Den ersten halben Punkt für Bad Homburg erzielte Manfred Kroth, der den c3-Sizilianer des Wiesbadener Kapitäns Frank Mayer entschärfte.
Manfred Kroth erwies sich als würdiger Ersatzmann: Remis gegen Frank Mayer.
Ingo Hanemann steuerte mit Weiß ein sicheres Remis gegen seinen nominell überlegenen Gegner (Jens Gottschalk) bei. In einer geschlossenen Partie, die mit dem "Londoner System" eröffnet worden war, wurde das Gleichgewicht nie nennenswert gestört.
Ingo Hanemann holte das zweite Remis: Damit erzielten die Bad Homburger an den ersten 4 Brettern einen Punkt.
Mit Schwarz gegen GM Igor Khenkin, den frischgebackenen deutschen Vizemeister, anzutreten, ist eine schwere Aufgabe. FM Ryhor Issermann, das Bad Homburger Spitzenbrett, ging sie mutig an, indem er in Manier des Wolga-Gambits einen Bauern opferte, um die Initiative an sich zu reißen. Sicher ein gutes Konzept in dieser Konstellation, auch wenn die umsichtige Verteidigung des Großmeisters kein Durchkommen erlaubte und Isserman sich nach knapp 30 Zügen geschlagen geben musste.
GM Igor Khenkin hatte für seine Verhältnisse leichtes Spiel mit dem Bad Homburger Spitzenbrett Ryhor Isserman (rechts).
Nachdem Mannschaftsführer Volker Novak lange Zeit damit beschäftigt gewesen war, die Initiative seines Gegners Felix Kayser zu neutralisieren, kam er kurz vor der Zeitkontrolle zu ersten Gegenchancen, die in einem Bauerngewinn gipfelten. Angesichts knapper Bedenkzeit gab er sich jedoch mit Remis zufrieden - ein Fall von mangelnder Wettkampfhärte.
Volker Novak (rechts) kritisiert selbst seine Wettkampfhärte. Völlig zu Unrecht: Er zählt zu den Punktelieferanten der Mannschaft. Heute ein Remis gegen Felix Kayser, der bisher bei 100% der Punkte notierte!
Nach vier Stunden stand es somit 3½:1½ für die Gäste, und weiteres Ungemach folgte. Manfred Kühlmeyer hatte ein Bauernopfer seines Gegners (Kurt Schreiber) akzeptiert und dafür Felderschwächen am Königsflügel in Kauf genommen. Diese erwiesen sich im weiteren Verlauf als irreparabel, so dass das Bad Homburger Urgestein im 42. Zug die Segel streichen musste.
Dirk Schneider konnte gegen die eigenwillige Eröffnung (1.d4 Sc6) des Wiesbadeners Wolfgang Traudes keinen Vorteil erzielen, hielt die Partie aber lange Zeit im Gleichgewicht. Bei schwindender Bedenkzeit setzte er jedoch auf eine strategisch fragwürdige Bauernformation, worauf sein Oberliga-erfahrener Gegner die Partie routiniert zum Sieg führte.
Dirk Schneider unterlag kurz vor der Zeitkontrolle dem erfahrenen Wolfgang Traudes - seine erste Niederlage in einer starken Saison!
Die letzte noch laufende Partie war gleichzeitig die Partie des Tages. Gegen den theoriebeschlagenen Wiesbadener IM Yuri Boidman wählte Richard Kaiser eine ausgefallene Variante der Pirc-Verteidigung und nahm kaltblütig ein Bauernopfer an, das dem Weißen Raumvorteil und Iniative gewährte.
Richard Kaiser (rechts): Hier wirkt er noch entspannt, aber die Lage ...
Für aktive Verteidigung schreckte Kaiser vor keinen Verwicklungen zurück, die ihm sein erfahrener Gegner antrug, und ging letzlich gar mit einem Plusbauern und aktiverem König ins Endspiel.
IM Yuri Boidman - Richard Kaiser: Ein Opfer jagt das nächste. Von links:
19. ... Lxh3!
24. Lxf7+ Kd8!
27. Lxh5 Dxh5 28. Sf4 Dh6 29. Txd6+ Kc8!
67. Txc5 Txd2 68. Kxb4 Sxd3+ 69. Kc2 Sxd5 mit Remis
Die ganze Partie zum Download (PGN).
Eine ganze Weile waren sich die Kiebitze sicher, Richard könne sich den Skalp des Internationalen Meisters bald an den Gürtel heften, doch in der sechsten Spielstunde wurde die Zähigkeit von IM Boidman belohnt: Im Angesicht des Sieges unterliefen Schwarz einige Ungenauigkeiten, die den Gegner ins Remis entschlüpfen und Richard Kaiser zum tragischen Helden werden ließen.
... verschärfte sich zusehends und zog viele Zuschauer in ihren Bann.
Im Mittelpunkt immer noch die gleiche Partie - schon ziemlich spät am Abend.
Hier das Objekt der Begierde: Boidman-Kaiser, später dann Remis nach 69 Zügen und 6 Stunden bei einem wertlosen Mehrspringer für Richard!
Mit diesem 6:2-Erfolg über den Schachklub Bad Homburg steht der Wiesbadener SV vorzeitig als Meister der Hessenliga 2009/10 fest und wird in die Oberliga aufsteigen. Ohne Zweifel ist das ein Erfolg, den sich die Gäste redlich verdient haben. Für die Kurstädter bleibt als Ziel der zweite Tabellenplatz, zu erreichen durch einen Sieg gegen den Kasseler SK am 18. April.
Bericht: Volker Novak, Bilder: Adrian Cipca und Wilfrid Vogel
Fröhliche Zuschauer: Matthias Siegmann, Ramat Faqiry, Frank Hoffmann konnten der Sache entspannt zusehen.
2. Mannschaft, Bezirksoberliga: Die Reserve gewann hauchdünn aber verdient beim SC Brett vorm Kopp und liegt in der Tabelle jenseits von Gut und Böse. Zum Bericht.
3. Mannschaft, Bezirksklasse: Die Mannschaft um Rainer Berg landete einen 6:2 Kantersieg gegen Gießen 4. Sie liegt noch in Lauerstellung um den Aufstieg. Zum Bericht.
4. Mannschaft, Kreisklasse: Die Jugendmannschaft um Erhard Siegel wurde bereits am letzten Spieltag Meister der Kreisklasse. Zum Abschlussbericht