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Hessenliga: Sieg in der Nachspielzeit

Der SC Bad Nauheim 2 hatte aufgerüstet, denn der Verein kämpfte an gleich zwei Fronten gegen den Abstieg: Hier in der Hessenliga, noch dramatischer aber zwei Klassen tiefer. Und so wurde - fast mit einer Entschuldigung der Mannschaftsführer begleitet - der an Eins gemeldete aber sonst nicht antretende Internationale Meister Vincent Colin ausgegraben.


Bad Nauhaum spielte wieder mit allen 5 Mannschaften zu Hause und so entstand eine tolle Turnieratmosphäre.

Damit hatte nun gar keiner aus Bad Homburg gerechnet und die Planung der Bad Nauheimer ging an den vorderen Brettern auf: Ryhor Isserman stand rasch unter Druck und ihm blieb mit Weiß nur die Aussicht auf eine lange Verteidigung am Abgrund. Noch schlimmer erwischte es Ralf Dunsbach. Er hatte gegen Fide-Meister-Kollegen Lothar Schnitzspan (der übrigens beim Rhein-Main-Open Großmeister Arkadij Rotstein geschlagen hatte) früh einen groben Fehler begangen und ganz rasch verloren - nicht ohne sich gründlich zu ärgern.

Nach zwei Stunden war der einzige Lichtblick am Brett von Walter Schmidt sichtbar, der in der Diagrammstellung mit 15. d5! b4 16. dxc6! Vorteil aus der schlecht organisierten schwarzen Figurenstellung schlug. Übrig blieb eine Ruine, die bald hoffnungslos für Bad Nauheim wurde. Die restlichen Bretter standen schlecht bis ausgeglichen, so dass Bad Nauheim einen erfolgversprechenden Auftakt verbuchen konnte.

Dann die Wende: Mannschaftsführer Dirk Schneider profitierte von einem bösen Rechenfehler seines Gegenübers und kassierte eine siegbringende Mehrfigur.

Und Egon Merkle, der völlig hinten drin stand, profitierte davon, dass sein Gegner in der Diagrammstellung das Läuferopfer auf h2 verschmähte. Nach 20. ... axb4? 21. axb4 Lxb4 22. Sxc4 bxc4 23. Txc4! war Weiß trotz Qualitätsnachteil wieder im Spiel.

Zwei Remisen von Manfred Kroth und Ingo Hanemann führten noch während der vierten Spielstunde zum Zwischenstand von 3:2 für Bad Homburg, aber dafür wurde die Lage am Spitzenbrett hoffnungslos, so dass alles an den noch laufenden Partien von Richard Kaiser und Egon Merkle hing.

Letzterer verteidigte cool ein Endspiel mit Mehrbauern gegen Minusqualität, was angesichts der wenigen vorhandenen Bauern keine Probleme bereitete aber dennoch die vollen 6 Stunden und 100 Züge dauerte.


Noch sollte die Partie eine weitere Stunde dauern, aber Egon Merkle war schon zufrieden: Das würde er nicht verlieren!


Spannung pur: In der alles entscheidenden Partie blieb Richard Kaiser siegreich.

Matchwinner wurde aber Richard Kaiser, der sich eigentlich ein Kurzremis leisten wollte. Als dieses aber zu Recht von seinem Gegner Patrick Will abgelehnt worden war, war er zur zähen Verteidigung verdammt. Wie so oft in Richards Partien auch hier: 5 Stunden steht er in der Defensive, er verliert aber nichts. In der Diagrammstellung ist die Lage schon schwierig für Weiß und Patrick Will fand nichts besseres als 62. Dh5+ Kg7 63. Df3, wonach Richard Kaiser mit 63. ... Da1+ 64. Ld1 Da6+ den Sack zu machte.

In Summe ergab sich ein knapper und glücklicher 4½-3½-Sieg für Bad Homburg. Die Gäste konnten damit gleich 4 Punkte aus der Nachbarstadt entführen und hinterließen zwei tief im Abstiegsstrudel steckende Mannschaften. Viel Glück! (W.S.)

Die Einzelergebnisse:

SC Bad Nauheim SK Bad Homburg 3½ - 4½
IM Vincent Colin  2418  FM Ryhor Isserman  2236  1 - 0
FM Lothar Schnitzspan  2266  FM Ralf Dunsbach  2113  1 - 0
Ernst Fromme  2155  Walter Schmidt  2187  0 - 1
Patrick Will  2028  Richard Kaiser  2089  0 - 1
Henrik Bollmann  2022  Egon Merkle  2114  ½ - ½
Erwin Kaliski  2078  Manfred Kroth  1997  ½ - ½
Dominik Will  2071  Ingo Hanemann  2099  ½ - ½
Matthias Willems  1844  Dirk Schneider  1985  0 - 1

Der Mannschaftskampf aus Bad Nauheimer Sicht