Das Hessenliga-Spiel zwischen dem SK Bad Homburg und der im Vorjahr noch Oberliga spielenden VSG Offenbach wies durchaus Parallelen auf zum Vortags-Kellerduell in der Fußball-Bundesliga zwischen dem SC Freiburg und dem BVB Dortmund. Anders als Trainer Jürgen Klopp sorgen sich die tabellenletzten Kurstädter jedoch deutlich mehr über den Abstieg der seit 2009 in der Hessenliga etablierten Mannschaft.
Schon länger bekannte Unpässlichkeiten und zuletzt auch die Krankheitswelle sorgten für den Spieltag zu einem zusätzlichen Problem, aber letztlich konnte Bad Homburg mit nur einem Ersatzmann - Nachwuchsspieler Jonas Lenz - eine ordentliche Mannschaft zum Abstiegsduell aufbieten.
Auftakt an den Spitzenbrettern. Hier war noch nicht absehbar, was dann passieren würde...
Der Auftakt gestaltete sich vielversprechend. Denn irgendwie stellte sich das Gefühl ein, dass sich die Partien mehrheitlich im Sinne von Bad Homburg entwickeln würde. Es wäre möglich gewesen, einzelen Partien zu remisieren, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Aber nichts dergleichen geschah.
So hatte Richard Kaiser ohne Scheu vor Vereinfachungen mit Schwarz die linke Diagrammstellung erreicht - und übernahm jetzt mit 15. ... a5! 16. bxa5 Txa5 17. Lxc6 bxc6 die Initiative, die er problemlos und erstaunlich rasch vergrößerte. In der rechten Diagrammstellung erwies sich der vorher noch so unscheinbare Freibauer nach 21. ... Td5! 22. Ld2 c3! als völlig unhaltbar. 1:0 für Bad Homburg.
In der Zwischenzeit hatten sich auch an anderen Brettern deutliche Vorteile ergeben und bald war klar, dass Alexander Haucke locker gewinnen würde. Auch Ingo Hanemann konnte schon nach 3 Stunden seine Positionsvorteile in einen vollen Punkt umwandeln.
Ein Lehrstück lieferte Ralf Dunsbach ab. Er hatte mit Weiß gegen den kürzlich bei Chessbase gewürdigten Weltmeister-Schreck Cordes in seinem geliebten Doppelfinachetto mit der Massage der gegnerischen Bauernschwächen begonnen.
In der linken Diagrammstellung konnte Schwarz das mit aktivem Spiel gut kompensieren und er hatte gerade 21. ... g5?! gezogen. Aber Ralf Dunsbach behielt die Übersicht und es gelang ihm, nacheinander alle Leichtfiguren zu tauschen. Im rechten Diagramm fiel dann durch das schon leicht zu findende 33. Dd3! die Entscheidung.
Alexander Haucke in der Schlussphase. Der Sieg fiel ihm jetzt nicht mehr schwer.
Das 4:0 für Bad Homburg war absehbar!
Es folgte dann jedoch ein Dammbruch, wie er zuvor kaum gesehen worden war: Offenbach gab alles ab, was überhaupt herzugeben war.
Zunächst profitierte Walter Schmidt von in Zeitnot unüberschaubaren taktischen Verwicklungen und kassierte den Punkt.
Dann stellte das Spitzenbrett der Gäste seine Partie ein. In der Diagrammstellung kann eigentlich nur Weiß Gewinnversuche unternehmen, aber das Offenbacher 39. Le6?? war ungeeignet: 39. ... Texe6 40. dxe6 Txd1 41. e7 Td2 42. a5 Tb2+ 43. Ka4 Kc4! und matt war die Folge, die Ryhor Isserman gnadenlos ausnutzte.
Manfred Kroth und Jonas Lenz kämpften am längsten. Hier wären beide mit Remis einverstanden gewesen, aber es kam anders: Beide holten noch einen vollen Punkt.
Ähnlich dann hinten: Manfred Kroth und Jonas Lenz hätten in dieser Phase ein Remis akzeptiert, nahmen dann aber gerne den durch grobe Fehler angebotenen Sieg mit. Die Höchststrafe von 8:0 Brettpunkten waren die unerwartete Folge.
Fazit: So wie Dortmund gelang auch den Kurstädtern der Befreiungsschlag. Es gibt wieder Hoffnung auf den Klassenerhalt - aber dazu müssen in den nächsten 3 Spielen noch 2 weitere Punkte her. (W.S.)
Die Einzelergebnisse:
SK Bad Homburg | VSG Offenbach | 8,0-0,0 | ||
---|---|---|---|---|
FM Isserman,Ryhor | 2234 | FM Goreacinic,Dmitri | 2215 | 1-0 |
FM Dunsbach,Ralf, Dr. | 2097 | FM Cordes,Hans-Jörg, Dr. | 2193 | 1-0 |
Schmidt,Walter | 2142 | Jakel,Wolfgang | 2117 | 1-0 |
Haucke,Alexander | 2152 | Höhn,Michael | 2031 | 1-0 |
Kaiser,Richard | 2089 | Müller,Horst | 2049 | 1-0 |
Hanemann,Ingo | 2114 | Lützen,Matthias | 1811 | 1-0 |
Kroth,Manfred | 1985 | Zwirner,Jan | 1822 | 1-0 |
Lenz,Jonas | 1934 | Theuer,Carsten | 1717 | 1-0 |