Hessenliga: Wenn’s läuft, dann läuft’s

Mit einem völlig unerwarteten, aber auch in dieser Höhe verdienten 6½:1½-Sieg über den Oberliga-Absteiger FTV Frankfurt verteidigte Bad Homburg den Platz an der Spitze in der Hessenliga.

Meisterschaftshoffnungen nehmen jetzt zu, allerdings stehen noch 3 schwere Matches gegen die obere Tabellenhälfte an, so dass diese auch ohne Weiteres zerstäuben können. Dennoch: Die Saison gehört jetzt schon zu den erfolgreicheren des Schachklubs.

"Als Tabellenführer sind wir Bester unter Gleichen - und wir wissen, dass wir in Bestbesetzung antreten. Ob das dem FTV gelingt, wird man sehen", so ein Zitat von Freitag vor dem Spiel. Und in der Tat mussten die Frankfurter am Samstag die Absage von 2 Leistungsträgern verkraften. Dennoch traten sie mit einem DWZ-Schnitt von 2079 an, was nur unwesentlich schlechter war als die 2085 der Kurstädter.

Das Match verlief daher erstaunlich einseitig: Dem Kurzremis von Ralf Dunsbach mit Schwarz folgte ein leicht aussehender Weiß-Sieg von Ramat Faqiry. Er hatte gegen den Deutschen U12-Meister Lucas Foerster-Yialamas zu spielen, aber es war ein Spiel auf ein Tor.

Schwarz versuchte hier, mit dem objektiv besten Zug 25. ... Lxd4 seinen Minusbauern zurückzuholen, aber Ramat hatte 26. Le2! vorbereitet, wonach sowohl der Ld4, als auch eine Qualität auf der Diagonale hängt. Bald 1:0!

Als nächstes gewann Edelreservist Egon Merkle, ehe auch Erwin Kaliski den Sack zumachen konnte. Nach kritischer Eröffnung und anschließend provozierten Verwicklungen hatte er starken Angriff erhalten und in der Diagrammstellung das Schach auf f3 zugelassen. Aber es folgte cool 33. Kg2 Dxg5 34. Kxf3 mit Mehrturm. Die schwarzen Bauern spielten keine Rolle, zumal Erwin mit einem hübschen Schluss-Trick das Matt forcierte.

3½:½ nach etwas über 3 Spielstunden, und es sah nirgends schlecht aus. Und es kam noch viel besser.

In seiner bisher besten Saisonleistung konnte Walter Schmidt mit Sven Telljohann seinen ersten IM-Skalp holen und den Gesamtsieg noch vor der Zeitkontrolle sicherstellen.

Der Internationale Meister hatte etwas lachs gespielt, aber gleichzeitig Abtäusche vermieden. Schwarz konnte so einen Angriff lancieren, aus dem der IM mit seinem König in die Brettmitte flüchtete. Aber der stand dort auch nicht sicher: Walter Schmidt erzwang mit 28. ... b5 29. Se5 Lxe5! die Aufgabe, denn jetzt hing auch noch auf g2 eine Figur.

Jonas Lenz hatte zu diesem Zeitpunkt einen ausgesprochen wilden Teil seiner Partie hinter sich. Opfer, Gegenopfer, alles ziemlich unübersichtlich. Beispielsweise hatte er - wie der Computer beim Abschluss-Essen zeigte - in der Diagrammstellung den Gewinnweg 20. Sf7 Sg8 31. Se4! nicht vollständig durchrechnen können und zog 20. g4, was nach 20. ... g5 21. Se4 und weiteren Verwicklungen nur zu einem Remis-Endspiel führte.

Dafür konnte aber Richard Kaiser in seiner unnachahmlichen Art gegen Bennet Hagner, den 2018er Meister der U10, eine passive Verteidigungsstellung in ein Endspiel mit Mehrbauern verwandeln und noch gewinnen. Abschließend stellte Behrang Sadeghi am Spitzenbrett seine langen und ideenreichen Gewinn-Versuche zum 6½:1½-Erfolg ein.

Der Wettkampf aus der Sicht des FTV 1860 Frankfurt.

Die Einzelergebnisse:

Frankfurter TV		Bad Homburg		1,5-6,5
Brüggemann, Ludger	2159	FM Sadeghi, Behrang	2075	½-½
IM Telljohann, Sven	2325	Schmidt, Walter	2192	0-1
du Maire, Jérôme	2091	Kaliski, Erwin	2130	0-1
Diyap, Murat	2144	FM Dunsbach, Ralf, Dr.	2126	½-½
Artola Pola, Gerardo	2031	Lenz, Jonas	2103	½-½
Hagner, Bennet	2009	Kaiser, Richard	2059	0-1
CM Foerster-Yialamas, Lucas	2002	Faqiry, Ramat	1904	0-1
Engel, Jan	1867	Merkle, Egon	2088	0-1