Schach am Brett in einem Turnier zu Zeiten der Corona-Pandemie – was vor kurzem vielleicht noch schwer vorstellbar war, haben die Organisatoren der 2. Bechhofener DWZ-Pokalturniere im fränkischen Bechhofen am 18. Juli in die Tat umgesetzt.
Hygienekonzept und Zustimmung durch die Kommune inklusive.
Eine Gruppe von sechs Spielern des Bad Homburger Schachvereins machte sich auf die ca. zweieinhalbstündige Fahrt, um sich dieses Ereignis nicht entgehen zu lassen.
Um überhaupt als Präsenzveranstaltung stattfinden zu können, mussten die Organisatoren ein Hygienekonzept entwickeln. Bereits im Juni, als der Corona-Lockdown erst allmählich gelockert wurde, begannen die Planungen.
Den Veranstaltern war wichtig, die Spieler von der Maskenpflicht am Brett zu befreien. Da die Einhaltung des Mindestabstands von 1½ m, der im Turniersaal zwischen den Spieltischen eingerichtet wurde, am Schachbrett selbst kaum umsetzbar ist, wurde als Schutzvorrichtung für die Spieler eine Trennwand aus Plexiglas aufgestellt. Flankiert wurde dies durch eine Begrenzung der Anzahl an Zuschauern im Turniersaal, eine Maskenpflicht für alle mit Ausnahme der Spieler am Brett, sowie der Pflicht, Hände mit bereitgestellten Desinfektionsmittel jeweils beim Betreten des Spielraumes zu desinfizieren.
Aufgrund des sommerlichen Wetters konnte der Spielsaal zudem dauerhaft belüftet werden. Die Zustimmung der Kommune, in deren Zuständigkeit der Spielort, die Mensa der Grund- und Mittelschule Bechhofen, fällt, wurde im Vorfeld eingeholt, das Gesundheitsamt informiert. Laut Veranstalter hatte man keine Sorgen, dass die begrenzte Teilnehmerzahl erreicht werden würde. Tatsächlich konnten insgesamt 61 Schachfreunde antreten, die nicht nur aus der Region, sondern aus weiten Teilen Bayerns, aus Baden-Württemberg, Hessen und Thüringen zu dem Turnier anreisten – ein starkes Indiz für den großen Wunsch, Schach in einem „richtigen“ Präsenzturnier spielen zu können.
Das Bechhofener Turnier fand im Rahmen der DWZ-Pokalturniere statt, die in Bayern, NRW und Baden-Württemberg seit einigen Jahren abgehalten werden. Die eintägigen Turniere sind besonders auf Kinder und Jugendliche sowie Amateure ausgerichtet.
Während die Jugendspieler in einem gemeinsamen Turnier um Punkte kämpfen, werden im Amateurlager anhand der DWZ der Teilnehmer Gruppen ungefähr gleicher Spielstärke gebildet. Im Jugendpokal sind die notationspflichtigen Partien auf eine Spieldauer von 60 Minuten pro Spieler und Partie ausgelegt, im Amateurbereich auf 90 Minuten. Daher können die Partien auch beim Deutschen Schachbund zur Wertung eingereicht werden.
Am Bechhofener Jugendpokalturnier nahmen 27 Kinder der Altersgruppen U8-U12 mit einer DWZ unter 1000 teil (U8: 10, U10: 11, U12: 6). Gespielt wurde in einem gemeinsamen Turnier mit 5 Runden Schweizer System (Foto 2). Neben einem Gesamtklassement wurde getrennt nach Altersgruppen gewertet.
Der Bad Homburger Schachklub war in jeder Gruppe vertreten: Till in der U12, Thomas in der U10 und Martin in der U8. Die Notationspflicht konnte in der U8 gegen einen zehnminütigen Zeitabzug erlassen werden, irreguläre Züge wurden nach Ermessen der Schiedsrichter wohlwollend behandelt, gerade auch, um den Jüngsten entgegenzukommen.
Die Bad Homburger Kinder haben sich wacker geschlagen, wenngleich sie nicht um die Spitzenplätze mitkämpfen konnten. Till belegte mit 2 Siegen, 2 Remis und 1 Niederlage im Gesamtklassement den 10. Platz. Er spielte die meisten Partien an einem der vorderen Bretter und errang in der Altersgruppe U12 den 3. Platz, so dass er mit einem Pokal nach Hause gehen konnte!
Thomas errang 2 Siege und verlor 3 Spiele, womit er den 16. Platz im Gesamtfeld und den 8. Platz in der U10 holte.
Martin konnte 2 Mal gewinnen und verlor 3 Mal. Er landete insgesamt auf dem 19. Platz und dem 6. in der U8. Ein kleines „Highlight“ war für Thomas und Martin die 3. Runde, in der die beiden aufeinander trafen. Das Duell konnte Thomas für sich entscheiden.
Aufgrund der längeren Spieldauer wurde im Amateurbereich insgesamt in 8 Gruppen (7 Gruppen zu vier Teilnehmern, 1 Gruppe mit 6 Teilnehmern) gespielt, die fortlaufend nach der DWZ der Teilnehmer gebildet wurden. Hierdurch sollen möglichst Gegner gleicher Spielstärke zusammengebracht werden.
Christoph vom Schachklub Bad Homburg spielte in der Gruppe 1 mit der höchsten durchschnittlichen DWZ von 1443 Punkten. Er holte in den 3 Partien 1,5 Punkte und erreichte damit den 3. Platz. Sein Vater, Hans, spielte in Gruppe 2 (durchschnittliche DWZ von 1322 Punkten) und errang den 2. Platz mit 2 Siegen in 3 Spielen. Als Nachwuchsspieler nahm bereits Philipp am Amateurpokal in der Gruppe 7 teil. Mit einem Sieg errang er den 3. Platz.
Das Bechhofener Turnier hat eindrücklich gezeigt, wie man ein Präsenzturnier auch in Pandemiezeiten abhalten kann. Ob das Umsetzungskonzept auch andernorts, nicht zuletzt bei den verantwortlichen Behörden, Zustimmung findet, ist schwer zu beurteilen. Sicher ist aber, dass nicht nur die Bad Homburger Schachfreunde an diesem Tag mit vielen gewonnen Eindrücken und Erfahrungen wieder nach Hause reisen konnten. Und zumindest bei den Autoren dieser Zeilen hat die Corona-App bislang keine Warnungmeldung angezeigt. (C.B., H.P.)