Eine Woche nach dem erfolgreichen Gewinn der Hessischen U10-Mannschaftsmeisterschaft nahm eine kleine Gruppe Bad Homburger Nachwuchsspieler am Bamberger Jugend-Open teil. Dieses findet inzwischen zum 29. Mal alljährlich am 3. Oktober statt. Es gehört zu den Rapidturnieren der Bayerischen Schachjugend, einer Serie von sieben bayernweiten Schnellschachturnieren, ist aber offen für Teilnehmer aus anderen Bundesländern. Veranstaltungsort war die Graf-Stauffenberg-Realschule Bamberg.
Wie die anderen offenen Jugendturniere der vergangenen Monate in Bechhofen, Nickenich und zuletzt die Hessische U10-Mannschaftsmeisterschaft in Bad Homburg, war auch das Bamberger Jugend-Open vor dem Hintergrund mittlerweile wieder steigender Corona-Fallzahlen durch umfassende Hygienemaßnahmen geprägt: Maskenpflicht im Turniersaal sowie an den Brettern, Handdesinfektion bei jedem Eintritt in den Tuniersaal, regelmäßige Lüftung und Einhaltung der Abstandsregeln. Aufgrund letzterer waren nur registrierte Betreuer oder Eltern als Zuschauer zugelassen. Mit insgesamt 118 Spielerinnen und Spielern sowie ca. 50 registrierten Betreuern blieb man damit unter den 200 Teilnehmern, die derzeit in Bayern bei Veranstaltungen dieser Art aufgrund der Corona-Auflagen erlaubt sind.
Gespielt wurden sieben Runden Schweizer System mit jeweils 20 Minuten Bedenkzeit in sieben Altersklassen: U8 (13 Teilnehmer), U10 (15), U12 (24), U14 (18), U16 (21) und U18/U25 (27). Der Bad Homburger Schachklub war in den unteren Altersklassen vertreten: Till trat in der U12 an, Justus und Thomas in der U10 sowie Martin in der U8. Anhand der Wertungszahlen zeichnete sich bereits im Vorfeld ab, dass in allen Klassen anspruchsvolle Partien bevorstehen würden – wobei Justus die Startrangliste seiner Altersgruppe anführte und, soviel sei vorab verraten, souverän seiner Favoritenrolle gerecht werden würde.
Doch der Reihe nach: Nach Ansprachen des Veranstalters und des 2. Bamberger Bürgermeisters begann das Turnier – erstaunlicherweise - zunächst mit der Siegerehrung. Wie sich herausstellte, wurden die Gesamtsieger der Rapidturnierserie der vergangenen Saison 2019/20 ausgezeichnet. Diese musste aufgrund der Corona-Restriktionen im Frühjahr abgebrochen werden, so dass die Siegerehrung in Bamberg nachgeholt wurde. Dabei wurde deutlich: die meisten der Gewinner des letzten Jahres waren auch in Bamberg wieder am Start! Danach ging es aber los mit den Spielen.
In der U12 musste sich Till gleich in der ersten Runde dem mit 1621 DWZ-Punkten ersten der Startrangliste und späteren Turniersieger stellen. Nach hartem Kampf unterlag er seinem Gegner leider, konnte den Favoriten dabei aber ordentlich fordern. Daran anknüpfend konnte er in den restlichen Partien 5 Siege erzielen. Im letzten Spiel gelang ihm dabei insbesondere ein schöner Sieg gegen den letztlich Zweitplatzierten, obwohl dieser über 600 DWZ-Punkte mehr als Till aufzuweisen hat! Im Endspiel behauptete er sich mit einem Turm gegen drei Bauern. Mit 5 Punkten aus 7 Spielen verpasste Till den dritten Platz dennoch unglücklich und denkbar knapp. Bei gleicher Buchholzzahl lag er nur aufgrund der dritten Wertungszahl zurück. Mit dem erreichten vierten Platz in einem Feld mit 24 Teilnehmern ließ er aber viele Konkurrenten hinter sich, die mit einer nominell deutlich höheren Wertungszahl angereist waren.
In der U10 wurde Justus seiner Favoritenrolle mehr als gerecht. Von Anfang an an Brett 1 spielend, gewann er jedes Spiel. Die volle Punktzahl wurde auch bei der Siegerehrung sehr lobend anerkannt. Vor den anstehenden Deutschen Meisterschaften in der U10 zeigt er sich somit in Bestform! Auch Thomas schlug sich sehr erfolgreich und spielte durchgängig an den vorderen Brettern. Er holte 4,5 Punkte aus den 7 Partien. In der 6. Runde kam es sogar zu einem Bad Homburger Spitzenduell zwischen ihm und Justus, das letzterer für sich entschied. Ähnlich unglücklich wie bei Till fiel die Endwertung für Thomas aus. Lediglich aufgrund eines halben Buchholz-Punktes verpasste er den dritten Platz. Dennoch kann auch er mehr als stolz auf seine Leistung sein, verwies er doch zahlreiche, aufgrund ihrer Wertungszahl nominell deutlich höher eingestufte Gegner auf die Plätze.
In der U8 erkämpfte sich Martin mit viel Glück einen dritten Platz. Während er die erste Runde sehr schnell mit einem erstickten Matt gewinnen konnte, verlor er die zweite Runde gegen die spätere Siegerin der Altersklasse. Dabei hatte er eine Mehrfigur und die deutlich bessere Stellung, konnte dies aber aufgrund zu vieler Fehler nicht in einen Sieg ummünzen. Entscheidend für sein Abschneiden war der glückliche Ausgang der 5. Runde. Hier hatte er nach Turmgewinn die Dame durch eine Springergabel verloren und stemmte sich gegen die drohende Niederlage. Aus der Reklamation eines ungültigen gegnerischen Zuges ergab sich für ihn ein Grundlinienmatt. Sportlich bitter für seinen Gegner, war die Entscheidung der Schiedsrichter nach Dafürhalten des Verfassers dieser Zeilen aber korrekt. Es unterstreicht, dass gerade bei den Jüngsten die Vermittlung der Regeln, aber auch des Reklamationsverhaltens im Turnier wichtig ist und spielentscheidend sein kann - wenngleich ein rein spielerisches Ergebnis natürlich schöner wäre. Insgesamt holte Martin 5 Punkte aus den 7 Spielen.
Das sehr erfreuliche Abschneiden beim Bamberger Jugend-Open knüpft sehr schön an den Erfolg der letzten Woche in der U10 an. Die Kurstädter konnten in den vertretenen Altersklassen um die vorderen Plätze mitspielen und sogar Justus Sieg in der U10 feiern – ein „Feiertag“ im wahrsten Sinne des Wortes. Das gute Abschneiden zeigt, dass die intensive Jugendarbeit schöne Früchte trägt! Neben den wöchentlichen Trainingseinheiten seien hier insbesondere die zahlreichen Bad Homburger Online-Turniere auf Lichess genannt, die dem Vereinsnachwuchs auch während des Corona-Lockdowns wertvolle Gelegenheit zur Übung gaben und weiterhin geben. (C.B.)