In diesem Jahr feiert der Schachclub Groß-Zimmern sein 100-jähriges Bestehen, dazu herzlichen Glückwunsch, und richtete zu diesem Anlass am vergangenen Wochenende ein 5-rundiges Jubiläums-Open aus.
Nach der langen coronabedingten Pause war dies eins der ersten Turniere im näheren Umkreis (Groß-Zimmern liegt ein Stück östlich von Darmstadt) und so stellte der Schachklub Bad Homburg mit insgesamt 11 von 100 Teilnehmern (Anton, Christoph, Danail, Frieda, Hans, Jonas, Justus, Robin, Thomas, Victor und Uwe!) nach dem Gastgeber die zweitgrößte Gruppe.
Für Robin, Victor und Anton war es sogar das erste Schachturnier mit langer Bedenkzeit, die beiden letzteren waren zusätzlich auch noch die beiden jüngsten Teilnehmer.
Am Ende des Turniers hatten die Bad Homburger Teilnehmer viele Punkte gesammelt, bei vieren reichte es sogar für die Preisränge. Jonas landete mit 4 Punkten auf Platz 5, Frieda holte mit 3 Punkten den zweiten Damenpreis und verbesserte damit ihre DWZ zum ersten Mal auf über 1700 und Uwe sicherte sich mit ebenfalls 3 Punkten den dritten Seniorenpreis. Last but not least staubte Hans einen Ratingpreis ab.
Hervorzuheben ist noch das Ergebnis von Anton, der am Ende 1,5 Punkte auf der Habenseite verbuchen konnte und dabei eine Leistung von knapp 1200 erspielte. Alle Ergebnisse finden sich auf der Turnierseite.
In der ersten Runde durfte Justus mit Schwarz gegen das Oberligaspitzenbrett des SK Gernsheim antreten. In einem beschleunigten Drachen ging er beherzt zu Werke und bediente sich in der Diagrammstellung auf e4, was nicht ganz korrekt zu sein scheint, dem Gegner aber eine Menge Arbeit aufhalst.
Das prinzipielle Sd5 bringt Weiß nicht viel ein, er müsste stattdessen Sxc6 nebst a3 finden, wonach einige forcierte Züge die folgende Stellung auf dem Brett stünde. Hier hat Schwarz zwar nur zwei Leichtfiguren und einen Bauern für die Dame, wirklich einfach ist es für Weiß aufgrund der schlechten Bauernstruktur und des sicheren schwarzen Königs aber auch nicht.
In der Partie investierte der Weißspieler viel Zeit und entschloss sich dann nach Sxe4 im ersten Diagramm zu a3, hätte nach dem folgenden Sxc3 aber Df3 finden müssen, um im Spiel zu bleiben.
Nach dem stattdessen gespielten bxc3 hatte Justus nach Dxc3 bei sicherer Stellung zwei Bauern mehr. Einige Züge später übersah er leider einen (zugebenermaßen nicht ganz einfachen) taktischen Trick, der ihn die Qualität kostete. Nach einem beiderseits nicht ganz fehlerfreien Mittelspiel, in dem Justus durchaus seine Chancen zum Ausgleich hatte, setze sich am Ende doch die größere Erfahrung und Spielstärke durch. Nichtsdestotrotz eine sehr starke Partie von Justus!
In Runde 3 musste sich Christoph mit der unorthodoxen Eröffnungsbehandlung seines etwa 300 DWZ-Punkte stärkeren Gegners auseinandersetzen. Dies gelang ihm aber sehr gut, sodass die weißen Figuren zu keiner nennenswerten Aktivität kamen und die schwarzen Figuren das ganze Brett beherrschten.
Nach 19 Zügen kam dann zur positionellen Überlegenheit noch Mehrmaterial dazu, nachdem Weiß in der Diagrammstellung soeben die schwarze Drohung ignoriert hat und nach dem vorbereiteten Sxc4 bei anhaltendem Druckspiel der erste Bauer gewonnen wurde. In gegnerischer Zeitnot gewann Christoph dann noch eine Leichtfigur, danach überschritt sein Gegner in verlorener Stellung die Zeit. Eine souveräne Partie von Christoph, in der er die weiße Eröffnung zu einer überlegenen Stellung ausgenutzt und dann sicher nach Hause gebracht hat.
Zum Abschluss noch zwei Diagramme aus der Schwarzpartie von Jonas in der vierten Runde. Nach einem vorbereiteten Bauernopfer im Grünfeldinder wurde die rechts stehende Stellung erreicht.
Das zunächst verlockend aussehende De2 scheitert an Se7+ nebst Dxd4+ und nach Dg1 hat Schwarz keinen Angriff mehr.
Jedoch ist Schwarz nicht gezwungen seine Dame wegzuziehen, sondern kann mit Sxf3 weiter auf Matt spielen, da die Dame wegen Txh2# unantastbar ist. Weiß versucht noch ein paar Tricks, in der Schlussstellung kann er zwar Springer und Turm auf verschiedenste Weisen schlagen, das Matt ist jedoch nicht mehr zu verhindern.
Das Turnier war sehr gut organisiert, es wurde überall an Holzbrettern und mit viel Abstand zwischen den Brettern (zwar coronabedingt, aber auch ohne Corona sehr schön) gespielt. Stellvertretend für das Orgateam der Vorsitzende des Schachclub Groß-Zimmern, Steffen Hess zu nennen. Er spielte ebenfalls mit und landete am Ende auf Platz 4. Souverän geleitet wurde das Turnier vom Schiedsrichter Fabian Czappa, der in den Zeitnotphasen (es wurde ohne Inkrement gespielt) viel zu tun hat, aber glücklicherweise keine Streitfälle klären musste.
Insgesamt war Groß-Zimmern ein gutes Pflaster für Bad Homburg und wir hoffen, dass es das nächste Turnier nicht erst zum 200-jährigen Jubiläum gibt. (J.L.)