Bereits zum 21. Mal fand in der Woche vom 17. - 23.10.2021 die „Offene U8-Meisterschaft mit internationaler Beteiligung“ (IEM U8 2021, https://www.jugendschachbund-sachsen.de/spielbetrieb/iem-u8.html ) im sächsischen Sebnitz an der Grenze zu Tschechien für die Jahrgänge 2013 und jünger statt. Ein Turnier für die Jüngsten mit einigem Renomee, sind auf der nicht unstolz ausgehängten Ehrentafel der vergangenen Turniersieger doch so namhafte Spieler wie Vincent Keymer und Jan-Krzysztof Duda zu finden.
Insgesamt traten dieses Jahr 51 Spielerinnen und Spieler aus Deutschland (43), Polen (7) und der Schweiz (1) an. Neben einigen Kindern, für die die IEM sicherlich eine der ersten Turniererfahrungen darstellte, umfasste die Meldeliste alleine drei Teilnehmer mit einer DWZ von über 1400 (https://www.jugendschachbund-sachsen.de/spielbetrieb/iem-u8/teilnehmerliste.html) sowie insgesamt 16 Spielerinnen und Spieler mit einer Turnierwertungszahl von über 1000 – für diese Altersklasse ein sehr starkes Klassement!
An den 6 Turniertagen wurden 9 Runden Schweizer System gespielt. Jede Partie hatte eine Bedenkzeit von 60 Minuten je Spieler für 40 Züge sowie 15 Minuten Verlängerung bis zum Ende der Partie. Das Turnier wurde nach DWZ ausgewertet werden.
Die Organisation war bestens durch den Jugendschachbund Sachsen vorbereitet und wurde vor Ort reibungslos durchgeführt. Online konnte man das Turnier zeitnah verfolgen. Spielort war das KIEZ (Kinder- und Jugenderholungszentrum in der Sächsichen Schweiz, https://kiez-sebnitz.de/ ), eine große, jugendherbergsähnliche Anlage, die neben Zimmern und Kantine auch viele Freizeitangebote für die Zeit zwischen den Spielen bot: Tischtennis, Kegelbahn, Fußball- und Basketballfeld, Spielplätze... für Ausgleich zum Schach war also gesorgt.
Für den Bad Homburger Schachklub trat Martin an. Der Vorgeschichte des Turniers gänzlich unbewusst, machte er sich samt Familie auf den weiten Weg, um hier etwas Turniererfahrung im Präsenzschach zu sammeln. Nachdem er seine Teilnahme am diesjährigen Rhein-Ahr-Mosel-Open in Nickenich (https://www.schachtreff-nickenich.de/rhein-ahr-mosel-jugend-open.html) kurzfristig hatte zurückziehen müssen, Turniere in dieser Alters- und Spielklasse allein schon coronabedingt rar sind und die IEM dieses Jahr günstigerweise in die hessischen Herbstferien fiel, bot sie sich als optimaler „Ersatz“ an. Nachdem er sich mit seiner DWZ von 878 auf der Startrangliste auf Platz 22 wiederfand, wurde jedoch schnell klar, dass die Teilnahme nicht nur eine Urlaubsreise mit ein bisschen Schachspielen werden sollte... Aus Hessen traten aus den Nachbarvereinen TUS Makkabi Frankfurt mit Kushagra Rohatgi und VSG 1880 Offenbach mit Sepas Zargaran sowie Otto und Klara Kollmer noch weitere Spieler und Spielerinnen an, die Martin bereits kannte.
Während Martin die erste Runde mit Weiß klar gewinnen konnte, traf er bereits in der zweiten Runde mit Felix Wingerath vom SK Turm Schiefbahn aus Mönchengladbach gegen einen Gegner mit weit höherer DWZ von 1233. Beide waren im Vorjahr in Nickenich (https://chess-results.com/tnr532914.aspx?lan=0&art=2&rd=1) bereits aufeinandergetroffen und hatten sich dort remis getrennt. Nach wechselhaftem Kampf konnte Martin die Partie in diesem Jahr für sich entscheiden. In der dritten Runde musste Martin mit Milosz Zajadlok gegen den Sieger der polnischen U7-Meisterschaft antreten. Dieser war bestens auf Martins Schottisches Gambit vorbereitet und parierte jeweils der Theorie gemäß. Martin verlor, nachdem sein Gegner seine Stellung zunehmend ausbauen konnte.
Auch die vierte Partie verlor Martin unglücklich mit Schwarz in ausgeglichener Stellung.
Nach 11. Sg5 zog er LxLe2 und übersah dabei das einzügige Matt 12. Dxh7++. Der Doppelangriff auf Läufer und Matt hätte stattdessen leicht mit 11. ... Lf5 beantwortet werden können. Ein solcher für Kinder in diesem Alter nicht untypischer Fehler verdeutlicht, wie wichtig es ist, die eigenen, aber auch die Kandidatenzüge des Gegners zu überprüfen, bevor man zieht.
Nachdem Martin seine Schachlaufbahn nach dieser frustrierenden Niederlage fast an den Nagel gehängt hätte, folgten glücklicherwiese drei Siege nacheinander, zwei davon gegen Spieler mit deutlich höherer DWZ. Das brachte ihn in der Tabelle zum Ende der 7. Runde weit nach vorne.
Zur 8. Runde hatte er das vermeintliche Losglück, mit Robin Behle vom SC Springer Schnathorst auf einen Gegner mit niedriger Start-DWZ zu treffen. Dieser hatte sich im Turnier zuvor aber sehr gut geschlagen, insbesondere gegen nominell stärkere Gegner. Die Partie verlief beiderseits verhalten vorsichtig. Bereits vor der Diagrammstellung (s. Diagramm 2) hatte Martin mit Schwarz den Plan gefasst, eine Springergabel auf d2 hinzubekommen. Diese wäre zwar relativ leicht zu verhindern gewesen, doch sein Gegner zog 22. Sb5, was mit 22. ... Sc4 einen schönen Doppelangriff auf d2 mit der erhofften Springergabel bei gleichzeitiger Unterbrechung der Deckung des Springers auf b5 ermöglichte. Entweder gewinnt Schwarz damit den Springer auf b5 oder die Qualität auf d2. Der Versuch eines Gegenangriffs mit 23. Se5 scheitert. In der Partie folgte mit 23. ... DxSb5 24. b3 Sed2 25. b3xSc4 DxTb1 sogar noch der Turmgewinn, der die Partie entschied.
Mit diesem Sieg fand sich Martin vor der letzten Runde auf dem 5. Platz in diesem für die Altersgruppe sehr anspruchsvollem Teilnehmerfeld wieder. In der letzten Partie musste er sich dem Zweitplazierten David Peglau vom Schachzentrum Seeblick stellen, der mit einer DWZ von 1395 angereist war und sich bereits bei der Deutschen U10 Einzelmeisterschaft einen sehr gut Mittelfeldplatz in dieser für ihn höheren Altersgruppe erreicht hatte. Alles andere als eine Niederlage für Martin wäre eine große Überraschung gewesen. Im für Martin ungewohnten Sizilianer stand er zunächst ausgeglichen, übersah aber leider den entscheidenden Zug, mit dem er ein oder sogar zwei Bauern hätte gewinnen können und damit ins Endspiel hätte überleiten können. So setzte sich der erfahrenere Kontrahent durch und gewann die Partie.
Unterm Strich landete Martin mit 6 Punkten aus 9 Partien auf einem starken 8. Platz (https://www.jugendschachbund-sachsen.de/spielbetrieb/iem-u8/tabelle.html ), vom Vierten nur durch die schlechtere Buchholzzahl getrennt – ein Ergebnis, das zu Beginn des Turniers bestenfalls hätte erhofft werden können. Mit der Platzierung war er zugleich der erfolgreichste Teilnehmer aus Hessen. Er darf sich nicht nur über eine aufregende, abwechslungsreiche und erfahrungsreiche Woche freuen, sondern außerdem auch noch über den Sprung seiner DWZ über die 1000er-Schwelle.
Die sehr zügige Ermittlung der Turnierwertung unterstreicht nochmals die hervorragende Organisation des Turniers durch den Jugendschachbund Sachsen, denen an dieser Stelle vielmals gedankt sei. Gesamtsieger des Turniers wurde Justin Fadeev vom SV Hellas Nauen, der nur einen halben Punkt abgab.
Martins gutes Abschneiden führt die sehr guten Resultate der Bad Homburger Schachkinder in den letzten Monaten und Jahren in den verschiedenen Wettbewerben fort und ist in besonderem Maß das Ergebnis der hochengagierten Jugendarbeit im Verein. Daher - last, but not least - ein besonderer Dank an alle im Verein, die mit viel Zeit und Energie nicht nur Martin, sondern alle Kinder und Jugendliche in ihrer schachlichen Entwicklung weiterbringen! (C.B.)