Nachdem sich gleich 4 Kurstädter vor mittlerweile 19,5 Monaten bei einem sehr gelungenen Schachwochenende in Bad Wildungen für das Finale der Deutschen Schachamateurmeisterschaft 2019/20, ähm /21 in Magdeburg qualifiziert hatten, konnte dieses Finale nach 2 Absagen und Verschiebungen in den jüngst vergangenen Herbstferien endlich ausgetragen werden.
In 7 Gruppen spielten die Qualifikanten aus 5 regionalen Qualifikationsturnieren die neuen Deutschen AmateurschachmeisterInnen aus.
Die Gruppen werden am Anfang jeder Saison mittels aktueller Wertungszahlen der TeilnehmerInnen festgelegt. Stichtag war in dieser den bekannten Umständen geschuldeten extra langen Saison der 1.10.2019, die Auswirkungen zeigten sich in fast allen Gruppen. Denn offensichtlich haben einige junge Nachwuchsspieler die langen Lockdownzeiten vorzüglich für ihre schachliche Weiterbildung genutzt und so wurden die vorderen Bretter durch viele Kinder und Jugendliche besetzt.
Von unseren 4 Qualifikanten nutzten Fenja, Jan P. & Jan G. die Möglichkeit ihren Leistungsstand in Magdeburg zu überprüfen.
In Gruppe G ging Jan P. an den Start und merkte wie groß der Unterschied zwischen einem Qualifikationsturnier und dem Finale doch ist. Es gab keine leichten Gegner und jede Runde ist hart umkämpft. An der ein oder anderen Stelle wäre sicherlich noch der ein oder andere Punkt mehr drin gewesen. Zum Beispiel sah Jan in der 2. Runde in der Diagrammstellung den möglichen Figurengewinn mittels Sxd3 da die Dame überlastet ist und gleich der Läufer auf b2 hängt, entschied sich jedoch für den Königsangriff. Leider führt objektiv betrachtet Sg4 zu keiner nennenswerten Gefahr für den weißen Monarchen und nachdem der Angriff verpufft war, musste sich Jan in schlechterer Stellung mit einem Remis durch Dauerschach begnügen. Insgesamt holte Jan 2 Punkte bei der zweithöchsten Buchholzwertung (ein Beleg für die hohe Spielstärke seiner Gegner) unter allen Teilnehmern.
Ein relativ seltenes taktisches Motiv begegnete Fenja in der 3. Runde. In der Diagrammstellung hatte der Gegner offensichtlich übersehen das der eigene Läufer nach Sb6 in einer Art Kreuzfesselung steht und mit dem einfachen Figurengewinn Dxb6 war die anschließende Gewinnverwertung dann verhältnismäßig einfach. Mit einem Remis in Runde 4 spielte Fenja in Gruppe E plötzlich in der letzten Runde um die Preisränge mit. Leider musste sie da jedoch eine Niederlage einstecken. Dennoch reichten Ihre 2,5 Punkte um alle anderen Teilnehmerinnen in ihrer Gruppe mindestens einen halben Punkt hinter sich zu lassen und somit wurde sie im Rahmen des Galabends des Deutschen Schachbunds als neue Deutsche Meisterin der Gruppe E geehrt.
In der Gruppe D durfte schließlich noch der Berichtsschreiber mitspielen. Nachdem der Sieg in der Auftaktrunde noch relativ leichtfiel, gab es in der Folgerunde direkt einen Berliner Jugendkaderspieler ans Brett. Doch durch eine kleine gegnerische Unachtsamkeit im Mittelspiel gewann ich einen Bauern den ich mit ein paar Ungenauigkeiten bis ins Doppelturmendspiel bringen konnte. Doch kurz vor der eigentlich einfachen Umwandlung wollte ich es nochmal besonders schön machen und verdarb meine schöne Gewinnstellung ins Remis. Am nächsten Morgen gab es zur Belohnung einen Thüringischen Jugendkaderspieler den Frieda erst kürzlich bei der MDVM in seine Schranken verwiesen hatte. Nach langem Kampf konnte ich die Partie zwar in ein optisch vorteilhaftes Leichtfigurenendspiel konvertieren, doch dann wollte ich leider nicht einsehen das eine Festung nun Mal nicht umsonst so heißt und lehnte voller Selbstbewusstsein das logische Remisangebot des Gegners ab. Nur um direkt im nächsten Zug beim vermeintlich letzten Gewinnversuch eine gegnerische Zugumstellung zu übersehen und auf direktem Wege in ein verlorenes Bauernendspiel abzuwickeln. 2 so bittere (Teil-)punktverluste innerhalb von 24 Stunden waren schon hart zu verkraften. Das bemerkte offenbar auch die Schachgöttin Caissa und schenkte mir in den beiden Schlussrunden wieder etwas mehr Zuneigung. In beiden Partien genügte mir jeweils ein taktisches Versehen des jeweiligen Gegners um noch 2 volle Punkte einzufahren. 3,5 Punkte reichten mir wie auch schon in Bad Wildungen zu einem 6. Platz wodurch ich nun endlich auch eine elektronische Schachuhr mein Eigen nennen darf 😉
Der Galabend mit den Siegerehrungen war vorzüglich organisiert und mit 2 Urkunden bei 3 Teilnehmern (in Bad Wildungen waren es 8 Urkunden bei 9 Teilnehmern) können die mathematisch begabten LeserInnen ja schon Mal eine Funktion aufstellen wie das nächste DSAM-Turnier für den Schachklub läuft. Das Organisationsteam hat schon angekündigt das die neue Ausschreibung in Kürze veröffentlicht wird.
Alle Siegerlisten und viele Fotos gibt es hier und auf der Seite des DSB sind die neuen Deutschen Meister nochmal gesondert hervorgehoben.
Jetzt noch ein paar Impressionen vom Finalwochenende: