Vom 10.6. bis 12.6.2022 fand in der Bad Homburger Jugendherberge die „17. Offene Hessische U8 Einzelmeisterschaft 2021“ statt. Diese hätte eigentlich bereits im vergangenen Dezember stattfinden sollen, wurde coronabedingt jedoch verschoben. Da auch die Kinder des Jahrgangs 2013 noch die Gelegenheit haben sollten, an diesem Turnier teilzunehmen, war es somit eher eine U9-Meisterschaft.
Das Teilnehmerfeld ist bei diesem jährlich angesetzten Turnier sehr heterogen. Für viele Kinder ist es das erste Turnier ihrer Schachkarriere überhaupt. So stammte dieses Mal die jüngste Teilnehmerin aus dem Jahr 2018! Auf der anderen Seite trat mit Illia Shneider für das Schachforum Darmstadt der letztjährige ukrainische U8-Einzelmeister im Schnellschach an. Dieser, so viel sei hier schon verraten, gewann das Turnier souverän, ohne einen Punkt abzugeben. Doch auch die Bad Homburger Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollten sich beachtlich schlagen.
Die Kurstadt war mit Aurelia, Dorothea, Julian, Leonard, Martin, Radman, Theodora und Victor gleich mit acht Spielern am Start und damit der Verein mit den meisten Teilnehmern bzw. Teilnehmerinnen. Hier spielte sicherlich nicht nur der Heimvorteil eine Rolle, sondern auch die große Zahl an Kindern und Jugendlichen im Verein. Julian und Martin konnten sich zudem Hoffnung machen, um die oberen Platzierungen mitzuspielen, fanden sie sich doch in der Setzliste auf den ersten beiden Rängen wieder.
Von Freitagabend bis Sonntagnachmittag wurde dann in 7 Runden mit 30 Minuten Bedenkzeit pro Spieler (zzgl. 3 Sekunden Inkrement) um Punkte und Plätze gekämpft. Aufgrund der langen Coronazeit und einem Mangel an Präsenzturnieren in den letzten beiden Jahren war die Spielstärke der Teilnehmer und Teilnehmerinnen nur schwer einzuschätzen. Es stellte sich schnell heraus, dass DWZ-Wertungen alleine nur bedingte Aussagekraft hatten. So bekam Julian gleich in der ersten Runde einen unerwartet schweren Gegner zugelost, den er erst nach einigem Kampf besiegen konnte. Auch Martin traf in der dritten Runde auf einen Gegner ohne DWZ, dessen Lichess-Score im Schnellschach nichtsdestoweniger oberhalb der 2000er-Marke liegt (Jahrgang 2014!). Im engen Endspiel fand er in der Diagrammstellung die Mattkombination 40. Dxf7+ Kg4 41. h3+ Kg3 42. Df2+ Kxh3 44. Df3# und konnte sich so den Punkt knapp sichern.
Die Schweizer Losfee sorgte zudem für zahlreiche interne Bad Homburger Duelle. So mussten die Zwillingsschwestern Dorothea und Theodora gleich in der ersten Runde gegeneinander antreten. Diese konnte Theodora für sich entscheiden, doch Dorothea „revanchierte“ sich dafür im Turnier mit 4,5 Punkten und dem 9. Platz, womit sie den Pokal für das bestpatzierte Mädchen gewann. Ihre Schwester schnitt mit 3 Punkten ebenfalls prima ab und sicherte sich mit dieser Leistung den Platz für das drittbeste Mädchen. Den Preis für das zweibeste Mädchen eroberte Aurelia mit 3,5 Punkten, so dass alle drei Preise bei den Mädchen nach Bad Homburg gingen! Da alle drei zu den jüngsten Teilnehmern gehörten, können sie zudem noch zweimal bei der Offenen Hessischen Einzelmeisterschaft antreten.
Ein starkes Turnier spielte auch Leonard. Mit 4 Punkten aus den ersten 5 Partien spielte er sich in die Spitzengruppe. Dort traf er im vorletzten Spiel zum vereinsinternen Duell auf Martin. Die lange, ausgeglichene Partie konnte Martin erst im Endspiel aufgrund eines kleinen Fehlers von Leonard für sich entscheiden. Mit 4 Punkten konnte Leonard in der Gesamtrechnung einen starken 12. Platz erreichen. Auch Victor musste sich gleich in der zweiten Runde vereinsintern mit Martin messen. Er erreichte am Ende 4 Punkte und wurde nur aufgrund der etwas niedrigeren Buchholzwertung 14. Radman hatte mit schweren Gegnern etwas Lospech. Aber auch er konnte 2 Punkte erzielen und bei diesem Turnier viel Erfahrung sammeln. Als einer der jüngeren kann auch er bei den nächsten Hessischen U8-Einzelmeisterschaften im Dezember antreten (so Corona es zulässt)!
In der Spitzengruppe hatte Julian in der 3. Runde aufgrund eines Dameneinstellers viel Pech. Etwas zu schnell gab er die noch chancenreiche Partie auf und verlor so im Rennen um die Spitze einen wichtigen Punkt. Es sollte die einzige Niederlage sein. Im Folgespiel trotze ihm sein Gegner (Lichess-Score > 2000!) jedoch einen weiteren halben Punkt ab. Die weiteren gewann er, so dass er sich vor dieser auf sich vor der letzten Runde auf Platz 3 der Tabelle wiederfand. In dieser Runde sollte er ausgerechnet auf Martin treffen. Martin schien sein 2. Setzranglistenplatz zu gefallen, denn da er bis zur vierten Runde alle Spiele gewann, konnte er durchgängig am zweiten Brett spielen. Der Ausflug an das Spitzenbrett scheiterte in der 5. Runde mit einer Niederlage gegen den überragenden Illia Shneider. Weiter am zweiten Brett konnte Martin seine Gegner bis zur Schlussrunde bezwingen. Dort musste er als Zweiter der Tabelle dann, wie gesagt, ausgerechnet auf Julian treffen... Einem Platz auf dem Treppchen konnte sich nur der Sieger sicher sein. Das offene Spiel endete mit einem remis, so dass Martin mit 5,5 Punkten die Nase vorne hatte und Zweiter wurde. Julian verpasste mit 5 Punkten den dritten Platz in der Schlussrechnung leider lediglich um einen einzigen Buchholzpunkt. Als Viertplatzierter erhielt er als bester Spieler aus Hessen aber ebenfalls einen verdienten Pokal!
Neben dem Schach sorgte das umfangreiche Freizeitprogramm für Abwechslung, das liebevoll von den Betreuern der Hessischen Schachjugend vorbereitet worden war: Minigolf, Bügelperlen, Spielezimmer, Schatzsuche, Kinoabend und mehr sorgten zwischen und nach den Schachspielen für Erholung und Ablenkung. Dem Team der HSJ sein an dieser Stelle herzlich für die perfekte Organisation und Durchführung gedankt! (C.B.)