Schon im Vorjahr hatte sich die U14-Mannschaft des Schachklubs Bad Homburg für die Endrunde der Deutschen Vereinsmeisterschaft qualifiziert. Mit der Corona-bedingten Verspätung von einem Jahr wurde diese Endrunde nun vom 12. bis 16. August 2022 in Willingen ausgetragen.
In der Aufstellung Frieda von Beckh, Polina Bezsonna, Jan Gold, Christoph Pichl und Maximilian Negru war das Bad Homburger Team unter 20 teilnehmenden Mannschaften auf Rang 7 gesetzt. Ein Trumpf des Teams lag in seiner Ausgeglichenheit: Während die Top-Mannschaften an den ersten beiden Brettern zum Teil deutliche Wertungsvorteile aufwiesen, lagen die Kurstädter an den Brettern drei und vier gut im Rennen.
Wegen dreistündiger Verspätung der Bahn erreichte das Team mit Betreuer Volker Novak den Spielort erst am Freitagabend, gerade noch rechtzeitig für die Abgabe der Aufstellung und ein gemeinsames Abendessen.
Am nächsten Morgen jedoch waren die Reisestrapazen wie weggeblasen: Zunächst besiegte man, standesgemäß, den SV Ingelheim und am Nachmittag auch den favorisierten VfB Leipzig.
Es lag auf der Hand, dass nach den beiden Auftaktsiegen ein schlagkräftiger Gegner warten würde, und so ging es am Sonntagmorgen gegen die Schachfreunde Brackel, mit denen man am Vorabend noch wilde (und lautstarke) Tandem-Gefechte ausgetragen hatte. Leider behielten die “Minions” aus Westfalen im regulären Match mit 3:1 die Oberhand.
Vielleicht aus Respekt vor der Wertungszahl ihres Gegners (Jona Bungarten, DWZ 2046) “glaubte” Frieda ihm den Zug 19. Sd5 und setzte in der Diagrammstellung mit 19. … Sd4 20. Sxd4 Dxd7 fort.
Mit der Annahme des Opfers durch 19. … bxc4 20. Sb6 Db8 21. Sxa8 Dxa8 hätte Schwarz dagegen deutlichen Vorteil erzielen können.
Andererseits hatte Christoph eine schlechte Stellung noch zum Sieg gedreht, so dass das Gesamtergebnis in Ordnung ging. Am Nachmittag hielt man sich dafür an einer Mannschaft mit klangvollem Namen schadlos und besiegte die SG Porz mit 3,5:0,5. Im zweiten Einsatz steuerte Maximilian seinen zweiten sicheren Sieg bei.
In die fünfte Runde fiel die vielleicht schwächste Turnierleistung der Bad Homburger: Man unterlag nach wenig Gegenwehr den Barnimer Schachfreunden (11. der Setzliste, aber 5. im Endklassement) mit 1,5:2,5. Einziger Lichtblick war der Start-Ziel-Sieg von Christoph.
Aber wie schon tags zuvor gelang die nachmittägliche Revanche: Der ML Kastellaun ließ sein Spitzenbrett (Ivan Sidletskyi, DWZ 2208!) pausieren und wurde mit 3,5 zu 0,5 überrollt. Sogar ein glattes 4:0 lag im Bereich des Möglichen, doch beim Stand von 2:0 hatte Jan seine leicht vorteilhafte Partie mannschaftsdienlich Remis gegeben.
Polina gelang ein hübscher Damenfang. In der Diagrammstellung fand sie 22. … Lf8! und Weiß verliert die Dame oder bedeutend Material. Bemerkenswert auch die Zähigkeit von Frieda, die trotz des Spielstandes ein Endspiel bis in den Abend hinein “knetete” und schließlich gewann.
Der gute Turnierstart sowie das Auf und Ab der beiden Folgetage hatten der Bad Homburger Mannschaft nach sechs Runden nicht nur den 6. Rang beschert, sondern auch eine Schlussrundenbegegnung, deren Ausgang über die Vizemeisterschaft entscheiden sollte. Gegner war der SV Empor Berlin, in der Setzliste nur knapp vor den Kurstädtern.
Offenbar hatten sich beide Teams in der Vorbereitung entschieden, bei Bewährtem zu bleiben, denn die Eröffnungszüge boten keine Überraschungen und wurden an allen vier Brettern rasch heruntergespielt. Doch schon bald danach sollte Bad Homburg an den Spitzenbrettern unter Druck geraten, während an Brett 3 und 4 noch keine klaren Gegenchancen zu erkennen waren. Schließlich mussten Frieda und Polina ihre Partien aufgeben. Jan überzog seine verzweifelten Gewinnversuche und verlor ebenfalls. Christoph hatte sich zwischenzeitlich eine Gewinnstellung erspielt, ließ den Gegner jedoch ins Remis entschlüpfen. Am Ende stand eine ernüchternde 0,5:3,5-Niederlage, die in der Gesamtwertung den 7. Rang (also denselben wie auf der Setzliste) bedeutete.
Vor Beginn des Turniers wäre die Mannschaft mit diesem Ergebnis sicher recht zufrieden gewesen, doch die verpasste Chance auf einen “großen Wurf” musste erst einmal verdaut werden. Zum Glück gibt es in Willingen eine Sommerrodelbahn, und bis zur Abfahrt des Zuges war noch etwas Zeit ...
Der DSJ informiert ausführlich über das Ereignis: https://www.deutsche-schachjugend.de/2021/dvm-u14.
(V.N.)