Um 12 Uhr mittags ging am 2. Weihnachtsfeiertag die Reise los zum Jahresabschluss für die besten Jugendmannschaften Deutschlands. Unsere U10 hatte sich als Hessenmeister souverän für die diesjährige Deutsche Vereinsmeisterschaft U10 qualifiziert. Berlin hatte sich als Ausrichter für die riesige Jugendherberge Ostkreuz entschieden. Dort trafen sich die 40 besten Mannschaften Deutschlands um sich miteinander im königlichen Spiel zu messen. Wir stellten mit Maksim, Martin, Sarvesh, Helena und Aurelia ein sehr junges Team. Immerhin sind Aurelia und Maksim beide noch in der Altersklasse U8.
Die Anreise mit dem ICE Sprinter verlief schon mal reibungslos. Ein paar Schachpartien vereinsintern und im Hessenduell gegen die im gleichen Zug sitzenden Offenbacher verkürzten die gefühlte Reisedauer deutlich und so kamen wir rechtzeitig zum Abendessen an. Die Zimmer waren schnell bezogen, Mannschaftsmeldung abgegeben und bei der obligatorischen Betreuersitzung gab es noch die wichtigsten Turnierdetails zur Kenntnis. Mit einem kleinen Spieleabend wurde ein entspannter Anreisetag ausklingen gelassen.
Am Folgemorgen stand um 8:30 Uhr bereits die erste Runde an. Vom Startranglistenplatz 13 kommend, durften wir erstmal als Favorit an die Bretter und wir entschieden uns mit Martin, Sarvesh, Helena & Aurelia gegen die SF Bitburg zu starten. Maksim vertrat uns währenddessen im parallel laufenden Ersatzspielerturnier und holte dort einen schnellen Sieg. In der Diagrammstellung hatte Aurelia gerade Th1 gezogen und nachdem ihr Gegner die furchteinflößende weiße Dame mit Thf8 vertreiben wollte, ließ sich Aurelia nicht lange bitten und beendete die Partien kurzerhand mit Txh6+ nebst Dh5#. Auch Sarvesh & Helena konnten ihre Partien gewinnen und so starteten wir gegen Bitburg mit einem 3:1 ins Turnier.
Erwartungsgemäß gab es durch den Auftaktsieg in der Folgerunde mit dem SC Borussia Lichtenberg ein echtes Spitzenteam als Gegner und auch Aurelia bekam einen 1200er-Brocken im Ersatzspielerturnier gegenüber gesetzt. Somit waren wir in allen 5 Partien klare Aussenseiter und die beiden Remis von Maksim & Sarvesh sind eine tolle Leistung!
In der Nachmittagsrunde gingen wir dann erneut als Aussenseiter an die Bretter. Unsere Gegner waren diesmal die fuß brothers Jena und Sarvesh holte einen sicheren Punkt für uns im Ersatzspielerturnier. In der Diagrammstellung erkannte Helena am 3. Brett das ihr Gegner einige unzureichend verteidigte Figuren zu viel auf dem Brett hatte und nutzte dies gnadenlos mit dem Dreifachangriff De4 aus. Der Gegner ließ sich dann zwar noch 13 Züge lang die Gewinnverwertung zeigen, aber Helena ließ kein Gegenspiel mehr zu und sicherte einen souveränen Punkt. Maksim & Martin sorgten mit zwei weiteren Siegen für die Mannschaftspunkte 3+4 und so gingen wir mit 4:2 Mannschaftspunkten in den abendlichen Spieleabend.
Am nächsten Morgen ging es dann gegen den Nachwuchs der Schachzwerge Magdeburg. Momentan einer der größten Schachvereine Deutschlands mit einigen hauptamtlichen Schachtrainern versehen. Erneut waren wir an allen 4 Brettern klarer Außenseiter. Doch dies schreckte unsere Mannschaft nicht. Maksim bekam es am ersten Brett mit einem um 267 DWZ-Punkten höher eingeschätzten Gegner zu tun. Doch als sich dieser im 24. Zug mit Sc6 versuchte passiv zu verteidigen, nutze Maksim diese Chance in bekannt aggressivem Spielstil und beendete die Partie souverän, aber seht selbst:
Sarvesh & Helena sorgten mit zwei weiteren Siegen für eine ordentliche Überraschung und das Team festigte seinen Platz in der Top-10. Müßig zu erwähnen das Martin und auch im Ersatzspielerturnier einen weiteren Punkt einfuhr.
Zur Belohnung gab es direkt im Anschluss eine erneute Außenseiterpaarung gegen die SG Trier. Besondere Spannung kam auf als Sarvesh überraschend seine Partie verlor, immerhin war er unser einziges Brett mit DWZ-Vorteil gegenüber dem Gegner, aber glücklicherweise konnte Aurelia mit einem tollen Sieg für den Ausgleich sorgen und als Maksim und Martin ihren Gegner bis zur Remisvereinbarung die Stirn boten, war die nächste Überraschung perfekt und wir konnten den nächsten ungeplanten Mannschaftspunkt verbuchen. Darüber hinaus punktete Helena auch noch im Ersatzspielerturnier.
Am Nachmittag war keine Runde mehr geplant und so konnte ein wenig Kulturprogramm eingebaut werden. Direkt nach dem Mittagessen ging es in das Deutsche Spionagemuseum am Leipziger Platz. Neben vielen Informationen zur Spionagegeschichte seit dem Altertum, gab es auch einige interaktive Stationen die zum ausprobieren anregten, von der Morsestation, über „Wanzensuche“ & Lügendetektor ging es bis zum Laserlabyrinth in dem es galt sich beweglich und schnell an den Laserstrahlen vorbei zur Bombenentschärfung zu bewegen. Zuschauer in der Warteschlange konnten von außen auf einem großen Monitor die verschiedenen Entschärfungsversuche durch den Blickwinkel einer Wärmebildkamera verfolgen.
Fast alle unserer Spielerinnen und Spieler lösten diese kniffelige Aufgabe mit Bravour und konnten die Bombe entschärften. Betreuern und begleitenden Eltern sollte man diesbezüglich jedoch wohl lieber nicht sein Leben anvertrauen 😉 Nachdem wir deutlich mehr Zeit als eingeplant in dem Museum verbrachten und auch noch der Konsum im Museumsshop angekurbelt wurde, ging es zu Fuß quer durch das Denkmal für die ermordeten Juden Europas am Brandenburger Tor vorbei zum Reichstag. Wir hatten Eintrittskarten für den Besuch der Glaskuppel reserviert und ließen uns von unseren Audioguides über die Besonderheiten des Gebäudes und umliegenden Regierungsviertels aufklären. Gerade noch rechtzeitig kamen wir um kurz vor 20 Uhr zum Abendessen in der Jugendherberge wieder an. Auch wenn sich alle Erwachsenen beim Essen einig waren das die Kinder wohl nach diesem Programm sehr gut schlafen würden, überzeugte uns der Nachwuchs noch einen kleinen Spieleabend anzuhängen 😉
Am letzten Tag gingen wir dann morgens um 8:30 Uhr erst zum zweiten Mal in diesem Turnier als leicht nomineller Favorit ins Spiel. Doch etwas überraschend konnte lediglich Helena ihre Partie gewinnen und es gab eine unerwartet klare Niederlage. Zu allem Überfluss bekamen wir dann in der Schlussrunde erneut einen starken Gegner zugelost und gegen den SC Elmshorn waren wir an allen Brettern klarer Außenseiter und es setzte eine kräftige Niederlage. Auch wenn das 0:4 nicht ganz den Partieverlauf an dem ein oder anderen Brett widerspiegelt, wurde unser junges Team doch leider in der Tabelle ordentlich nach unten gereicht. Aber immerhin konnte Sarvesh im Ersatzspielerturnier gegen seinen favorisierten Gegner nach knapp 1,5 Stunden Spieldauer einen Sieg verbuchen.
Im Endergebnis kann sich unsere U10 mit 7:7 Mannschaftspunkten über den 20. Platz freuen. Erfolgreichste Punktesammlerin war Helena mit 4 Punkten aus 6 Partien, davon 4x an Brett 3. Zur Belohnung gab es für alle jeweils einen kleinen Erinnerungspokal.
Etwas überraschend gab es auch noch eine separate Siegerehrung des Ersatzspielerturniers und dort zeigte sich wie ausgeglichen unser Team besetzt war. Mit 5 Punkten in den 7 Runden belegte das Team dort den 2. Platz! Damit sind wir sozusagen Deutscher Vizemeister der U10-Ersatzspieler und wurden mit einem großen Pokal belohnt. Herzlichen Glückwunsch an das ganze Team!
Ein großer Dank gebührt Bettina Bensch und ihren fleißigen Helfern von der ausrichtenden Berliner Schachjugend sowie natürlich Harald Koppen und seinen fleißigen Helfern der Deutschen Schachjugend als Veranstalter. Rahmenbedingungen und Turnierablauf waren absolut professionell und ließen keine Wünsche offen. Das war eine tolle Meisterschaft für Teilnehmer, Betreuer und Begleiter, vielen Dank für euer Engagement!
Detaillierte Ergebnisse können hier nachgelesen werden.
Hier noch ein paar Turnierimpressionen: