Am Samstag veranstaltete der Schachclub Bad Nauheim eine Simultanveranstaltung mit der deutschen Schachlegende GM Dr. Robert Hübner und 3 Bad Homburger durften auch mitspielen. Niklas und Philipp Hilbenz, sowie der Berichterstatter, ließen sich die Chance nicht entgehen einem der weltbesten Spieler der 70er und 80er Jahre mal am Schachbrett gegenüber zu sitzen. Weitere 21 Spieler taten es ihnen gleich und pünktlich um 15 Uhr drehte der mittlerweile 74-jährige Großmeister seine Runde und wählte an jedem Brett seinen Eröffnungszug.
Die Regeln besagten, dass wir Spieler immer wenn der GM nach einer erneuten Runde wieder an unserem Brett erschien der nächste Zug auszuführen ist, dann dachte der GM kurz nach (oder auch nicht), zog seinen Zug und ging weiter. Solange man seine Eröffnungstheorie kannte, ich also genau 5 Züge lang, hatte man somit relativ viel Wartezeit zu überbrücken. Als es dann aber taktisch wurde oder positionelle Überlegungen angezeigt waren, wurde die Bedenkzeit tendenziell immer kürzer, da mehr und mehr Partien mit Siegen durch den GM beendet wurden.
Nachdem bereits 2 andere Spieler die Segel streichen mussten, erkannte auch Niklas die taktische Überlegenheit seines Gegners an und gab sich geschlagen. Philipp konnte seine Partie lange materiell ausgeglichen halten und konnte mit einem Turm sogar mustergültig auf der 2. Reihe in die gegnerischen Bauernreihen eindringen. Jedoch zeigte sich zeitgleich das ihm seine Bauernschwächen am Königsflügel nun in einem mustergültig vorgetragenen Mattangriff zum Verhängnis wurden und er auch die Segel streichen musste.
Leider konnte ich mich ab dem 6. Zug nicht mehr an die korrekte Zugfolge unserer Variante und im folgenden auch an keinerlei Pläne für das Mittelspiel erinnern. Folgerichtig verlor ich einen Bauern, hatte die schlechtere Bauernstruktur und die ein oder andere Felderschwäche. Aber irgendwie gelang es mir dann immerhin mich einigermaßen zäh zu verteidigen. Als ich dann ca. 25 Züge später endlich zaghaftes Gegenspiel aufzog, sorgte eine Mischung aus unpräzisen Zügen meines Gegners und ein optimistische Überschätzung meiner Angriffsmöglichkeiten dafür dass ich plötzlich in einer Gewinnstellung landete.
Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch bereits seit einiger Zeit alle anderen Partien beendet und die mir gegebene Zeitvorgabe war nun "flüssig" zu spielen (mit Notation) und nicht lange nachzudenken. Nun zählen leider die schnellen Schachdisziplinen wie Blitz und Schnellschach überhaupt nicht zu meinen Stärken, aber egal, es ging mir hier in erster Linie sowieso um die Ehre mitspielen zu dürfen.
Kommen wir zurück zu der Gewinnstellung im Diagramm. Entstanden war sie durch drei schwarze Schachgebote in Folge, motiviert dadurch den weißen König so weit wie möglich an den Rand zu drängen bevor die Freibauern sich ihr finales Rennen liefern würden. Natürlich war Tg2+ ein wichtiger Kandidat, jedoch sah ich nicht auf Anhieb wie es nach Kh1 weitergehen könnte, also entschied ich mich mit Te8 den weißen Freibauern aufzuhalten und als 12 Züge später nur noch ein weißer Randbauer nebst den beiden Türmen auf dem Brett übrig blieben, bekam ich mein heiß ersehntes Remis zugestanden. Eine sehr faire Geste von GM Robert Hübner. Ich bin überzeugt davon das er die Stellung durchaus noch hätte weiterkneten können und bei der wenigen Bedenkzeit wäre es nicht unwahrscheinlich gewesen das ich früher oder später den spielentscheidenden Patzer eingestreute hätte.
Doch zurück zu Tg2+!!, nach Kh1 kommt ganz simpel g3 nebst Th2+, f2+ und die Gewinnverwertung spielt sich quasi von alleine. Schade um die ausgelassene Chance, aber schon das Remis war sehr schmeichelhaft nachdem ich knapp 35 Züge mit dem Rücken zur Wand gestanden hatte.
Es war eine wirklich vorzüglich organisierte Simultanveranstaltung unserer Bad Nauheimer Schachfreunde und es hat viel Spaß gemacht daran teilnehmen zu dürfen.
Insgesamt eine sehr beeindruckende Simultanveranstaltung von dem ehemaligen Weltklassespieler GM Robert Hübner. Soweit ich es an den anderen Brettern beobachten konnte, ging er ohne zu zögern in jede taktische Verwicklung. An den meisten Brettern waren die Gegner jedoch vorsichtig genug nicht so schnell Taktik zuzulassen, da hat er sich dann darauf verlegt den Gegnern Schwächen in der Bauernstruktur zu verpassen und aktives Figurenspiel aufzuziehen. Mehr als einmal dachte ich, dass sieht bei ihm beeindruckend leicht aus.
Ich habe leider nicht alle Ergebnisse mitbekommen, aber neben meinem Remis gab es noch mind. ein weiteres Remis und sogar einen Sieg, ansonsten hagelte es natürlich Niederlagen bei den Teilnehmern.
Vielen Dank an GM Hübner und das Bad Nauheimer Organisationsteam für dieses tolle Schachevent!
Wer auch mal bei einem Simultan mitspielen möchte: bereits am kommenden Freitag gibt es die Chance im Bürgerhaus Kirdorf gegen WIM Kateryna Dolzhykova zu spielen. Alle Details finden sich hier auf der Veranstaltungsseite. Viele Anmeldungen erwünscht 🙂