Nach der Kurzmeldung von gestern hier jetzt auch ein schöner Bildbericht von Jan:
Nachdem ich in den beiden letzten Jahren sehr positive Berichte über das Malta-Open gelesen hatte, entschloss ich mich in diesem Jahr gemeinsam mit meiner Frau dem deutschen Herbst ein Schnippchen zu schlagen und nochmal eine Woche Urlaub Mitte November auf Malta einzuschieben.
Sliema ist ein altes Fischerdorf ...
In der schönen Stadt Sliema, im Großraum der Hauptstadt Valetta, wird das Malta Open seit mehreren Jahren im Imperial Hotel ausgetragen. Von Sonntag bis Samstag werden 9 Runden (in diesem Jahr von fast 250 Teilnehmern) gespielt, was bei nur 2 Doppelrunden und Spielbeginn um 17:30 Uhr nach Einbruch der Dunkelheit genügend Zeit lässt, um die gesamte Insel und bei Bedarf auch die beiden Nachbarinseln Gozo und Comino zu erkunden.
... in dem auch noch live geschlachtet wird.
Der Standort Sliema erwies sich dabei als hervorragend ausgewählt, da alles fußläufig erreichbar ist und er zudem sehr verkehrsgünstig liegt. Mit Bussen und Fähren können alle interessanten Sehenswürdigkeiten der Insel innerhalb kürzester Zeit erreicht werden. Zudem ist das Preisniveau für ein touristisches Zentrum am Mittelmeer überraschend günstig und es gibt eine tolle Auswahl an guten Restaurants.
Blick auf Valetta.
Dieselbst Stadt vom Meer her gesehen.
Aber nun zum Turnier. In der 1. Runde hatte ich das große Glück an Brett 1 gegen IM Matthias Dann zu spielen. Wie fast befürchtet, wählte mein Gegner bereits im 4. Zug eine kleine Nebenvariante, die außerhalb meines Repertoires lag. Dennoch schaffte ich es bis ins Mittelspiel hinein mit Schwarz einen leichten Vorteil und eine eigentlich bequem zu spielende Stellung zu erreichen.
Leider wollte ich dann in der Diagrammstellung mit 18. ... Sc4 Druck aufbauen. Dabei übersah ich das nach dem unmittelbaren Bauerndurchbruch im Zentrum 19. e4 meine Stellung augenblicklich auseinanderfiel. Da zog ich dann noch das Läuferopfer auf a3 gegen 2 Bauern und dem offen stehenden schwarzen König einer positionellen Ruine vor.
Doch nach einem rasch folgenden Generalabtausch der meisten Figurenpaare, war meine Stellung wenige Züge später aufgabereif.
In der anschließenden gemeinsamen Partieanalyse gab es noch ein paar gute Anregungen für mich, an welchen Stellen ich Fehleinschätzungen meiner eigenen Stellung aufgesessen war.
Irgendwann realisierte ich dann das der sympathische IM mich weiterhin siezte und bot ihm das Du an, schließlich "sei das doch unter Schachspielern so üblich" meinte ich. Daraufhin erwiderte er trocken: "Ja, aber ich habe gelernt ältere Herren zu siezen." Oh Mann, und das als zweitjüngster Spieler in unserer 2. Mannschaft. Na, vielen Dank auch
Ein Schachbild gibt es auch: Voller Turniersaal im sommerlichen Look.
Nicht näher eingehen möchte ich auf die anderen Partien, aber vielleicht waren es die guten Ratschläge vom Internationalen Meister, die mir halfen ganz ansehnliche Ergebnisse nächsten Runden zu erzielen. Bemerkenswert fand ich, mit welch internationaler Gegnerschaft ich belohnt wurde.
Burggraben der alten Hauptstadt Maltas, Medina, so schön habe ich das in Dorf noch nicht gesehen
Auf einen Sieg gegen einen Waliser, folgte ein Remis gegen einen Engländer und wieder zwei Siege gegen einen Malteser und einen Schweizer. Es folgte eine Niederlage gegen einen Holländer, ein Sieg gegen Dr. Luebeck aus Lübeck, eine Niederlage gegen einen Franzosen und ein Schlußrundenremis gegen einen ostwestfälischen Schachfreund vom Starnberger See.
Dabei war es egal, wie gut mein Englisch oder das Englisch meiner Gegner war, die anschließende Analyse klappte immer bestens. Schach ist halt wahrlich international. Weitere Turnierdetails gibt es hier.
Gozo Azur Window
Gozo Pilgerkirche
Blaue Grotte von Malta
Täglicher Salutschuss - immer um 12 Uhr.
Seglerparadies Malta
Wir hatten 2 Regentage, aber ansonsten war durchgängig T-Shirt-Wetter. Wer in kulturell abwechslungsreicher Umgebung, bei angenehmem Frühlingswetter (für deutsche Verhältnisse) ein wahrhaftig internationales Turnier spielen möchte, dem sei das Malta-Open im nächsten Jahr empfohlen. Aus meiner Sicht eine ganz klare Empfehlung, auch für nicht-schachspielende Begleitung. (J.G.)