Großmeister Igor Khenkin ist ein Schachprofi und ließ auf die einfache Weise nichts mehr anbrennen. Er war mit einem halben Punkt Vorsprung in die letzte Runde des Rhein-Main-Open 2010 gestartet und gab nach wenigen Zügen gegen Leonid Milov remis. Auf diese Weise sicherte er sich mehr als 500 € Preisgeld, auch wenn er den Gesamtsieg würde teilen müssen. Bei einer Niederlage hätte er viel weniger bekommen.
Es wurde dennoch eine spannende Runde und am Ende konnten auch die beiden anderen gestarteten Großmeister Hertneck und Steingrimsson noch auf 6 Punkte, bei schlechterer Fortschrittswertung, ganz an die Spitze gelangen.
Die Sieger des Rhein-Main-Opens (von links): Großmeister Gerald Hertneck, Großmeister Igor Khenkin und Großmeister Hedinn Steingrimsson.
War dies noch erwartet worden, so ist der 4. Platz von Ryhor Isserman, der in der Schlussrunde das Talent Jan-Christian Schröder sicher schlug, eine große Überraschung.
FM Isserman schlug den 12jährigen Jan-Christian Schröder (sieht optisch sehr viel leichter aus, als es ist) und wurde 4.
Überhaupt: dies war das Turnier der kommenden Generation. Mit zwei Jugendspielern Christian Specht und Fabian Matt in den Hauptpreis-Rängen, mit Jan-Christian Schröder und Alexander Donchenko, My Linh Tran und Jonas Lenz an der Spitze der Ratingklassen zeigten sie den alten Hasen deutlich, wo es lang künftig lang gehen wird.
Und die Bad Homburger Spieler?
- Ryhor Isserman: Schonte im Gegensatz zum Vorjahr seine Kräfte und gab ganz ungewohnt 2 Kurzremisen ab. Aus taktischen Gründen - und es lohnte sich: Er gewann die letzten beiden Partien und kam ganz vorne an.
- Ralf Dunsbach: Er hatte in der letzten Runde den Hessischen Pokalsieger Hagen Poetsch auf der Matte - geriet aber noch einmal in Schwierigkeiten und verlor. Mit einem Sieg hätte auch er vom großen Preisgeld gezehrt.
Ralf Dunsbach verpasste kurz nach diesem Foto einen klaren Gewinnweg (nach dem obligatorischen 1. Kh1 hätte das schlichte 1. ... Dxd3 gewonnen, aber Ralf spielte direkter 1. ... Se3 und wurde böse von 2. De4!! überrascht und verlor am Ende noch.
- Volker Novak: Unterlag nur dem IM Sobolevsky, spielte ein solides Turnier.
- Richard Kaiser: Wie immer kämpfte er jede Partie aus, blieb ohne Remis. Er verlor unglücklich die letzte Partie und kam so nur auf 4 Punkte.
- T. Mussler: Ein Endspurt mit einigen guten Partien rettete für ihn das Turnier, das mit 1½ aus 4 nicht so toll begonnen hatte. Am Ende kam er auf 4 Punkte.
- Hellmuth Lebermann: Auch er erreichte 4 Punkte mit denen er mittelmäßig zufrieden sein wird.
- Jonas Lenz: Er verlor in der Schlussrunde gegen Volker Novak, aber dass er überhaupt gegen ihn gelost wurde, zeigt, dass es ein tolles Turnier war. Mit 3½ Punkten, dem 1. Platz in seiner Ratingruppe und 176 DWZ-Punkten Zugewinn zeigte er, was in ihm steckt.
- Helmut Desor: Hatte zunächst schwere Gegner und spielte erst so richtig auf, als die zweite Hälfte des Turniers begann. Auch er erreichte 3½ Punkte.
- Adrian Cipca: Spielte sich mit dem hart umkämpften Schlussrundensieg über Edgar Winand noch in die Ratingpreise - genau wie im Vorjahr.
Adrian Cipca (links) saß fast am längsten am Brett und konnte ein Endspiel mit 2 Springern gegen Turm nach einem groben Fehler von Edgar Winand noch gewinnen.
- Ramat Faqiry: Am Anfang lief es gar nicht: mit ½ Punkten aus 4 Partien war er am Boden. Glücklicherweise konnte er die letzten 3 Partien gewinnen und so etwas den Schaden begrenzen. Dennoch: Das XIII: Rhein-Main-Open sollte er am besten rasch vergessen.
- Gerald Braunberger: Er blieb mit 3 Punkten weit unter seinen Möglichkeiten.
- Marco Rolf: Nach einem furiosen Start mit 2 Punkten aus 3 Partien schnupperte er Höhenluft, bekam aber schwere Gegner zugelost. Leider reichte es danach nicht mehr für einen Punkt. Aber dennoch erzielte er ein klares Plus von 58 DWZ-Punkten - zur Belohnung für die starken Gegner (mit einem DWZ-Schnitt von 1876!).
- Matthias Siegmann: Musste leider aus gesundheitlichen Gründen nach 4 Remisen aus dem Turnier aussteigen. Gute Besserung!
- Rainer Berg: Er erzielte 2 Punkte bei einem Gegnerschnitt von 1672 DWZ-Punkten. Nicht ganz toll, aber nicht jedes Turnier kann gut laufen.
Es war insgesamt ein rundum gelungenes Turnier. Selbst die Siegerehrung begann minutengenau um 16:30 Uhr! Aber am Ende waren alle Organisatoren geschafft und doch froh, dass der Kraftakt vorbei war. Herzlichen Dank an alle Helfer!
Das Kernteam der Helfer belohnte sich mit einem Abendessen.