1. Mannschaft, Verbandsliga Süd: Mit einem hohen 7:1-Sieg über den bisherigen Spitzenreiter aus Oberursel stellte der Schachklub Bad Homburg die Weichen in Richtung Hessenliga und wurde Meister der Verbandsliga Süd. Bezeichnend für die Mannschaft unter Mannschaftsführer Volker Novak war die durchweg hohe Einsatz- und Spielbereitschaft der gemeldeten Spieler, so weit es die beruflichen und privaten Rahmenbedingungen zuließen. Als Beispiel sei nur erwähnt, dass Jochen Ellrich zum letzten Spieltag extra auf eigene Kosten für einen Tag aus Bern angereist kam!
Zum Spielverlauf: Beide Teams traten in Top-Besetzung an und in den meisten Fällen griff auch die spezifische Eröffnungs-Vorbereitung der Heimmannschaft auf das Match. Nach zwei Stunden ergab sich folgendes Bild: Ingo Hanemann schob mit erstaunlich schnellem Spiel seinen Gegner nach allen Regeln der Kunst zusammen und schien bereits auf der Siegerstraße. Volker Novak hatte großen Vorteil auf dem Brett und schon eine Qualität verschmäht. Und Ryhor Isserman hatte nach der anspruchslosen Eröffnung seines Gegners mit Schwarz deutliche Vorteile angesammelt.
Einzig bei Dirk Schneider lief die Vorbereitung ins Leere: Er war bis zum 18. Zug der Partie Dlugy - Nickoloff gefolgt, die ihrerseits einer aus den WM-Matches Karpov - Kasparov bekannten Grünfeld-Variante folgten - allerdings ohne es zu wissen. So hatte er bereits ¾ seiner Bedenkzeit verbraucht, aber dennoch hielten sich die Sorgen angesichts seiner Zeitnot-Routine in Grenzen. Die restlichen Bretter sahen meist leicht besser für Bad Homburg aus, aber Konkretes war dort nicht in Sicht.
Dann ein kleiner Schock: Ryhor Isserman verkombinierte sich am Spitzenbrett und verlor in gegnerischer Zeitnot ersatzlos die Qualität. Glücklicherweise konnte er von der Nervosität seines Gegners profitieren und rettete sich noch in ein Remis. Gleichzeitig gewann Ingo Hanemann sicher, während Egon Biondic gegen die Festung seines Gegners kein Durchkommen sah und remisierte.
Jochen Ellrich zeigte ein strategisches Lehrstück: Er tauschte 3 Leichtfiguren ab, aber dominierte dann mit seinem unvertreibbaren schwarzen Springer auf e4 den schwarzfeldrigen Läufer von Weiß. Mit dieser Quasi-Mehrfigur zelebrierte er dann einen unwiderstehlichen Königsangriff und gewann sicher in der 4. Spielstunde. Da Volker Novak inzwischen mit 3 Mehrbauern ebenfalls auf die Aufgabe wartete, stand es nach der Zeitkontrolle praktisch bereits 4:1.
Eine rasche Bestandsaufnahme nach der Zeitnotphase brachte folgendes überraschende Ergebnis: Da alle anderen Bretter für Bad Homburg gewinnbringend waren, hatten es die Kurstädter nicht nötig, auf Sicherheit zu spielen - das zum Aufstieg mindestens nötige Remis würde sich sicher irgendwo ergeben. Es kam aber wie viele da schon vermuteten: Richard Kaiser verwertete seinen Vorteil sicher und erhielt spontanen Beifall der Kurstädter, denn das Saisonziel war in diesem Augenblick erreicht: Aufstieg in die Hessenliga!
Am Ende gewannen auch noch Dirk Schneider in einem kniffligen Turmendspiel und Walter Schmidt mit einem hübschen Schlußzug, aber das war nur noch für die Statistik wichtig. "War ein guter Tag", wie Mannschaftsführer Volker Novak lakonisch bemerkte.
Mit diesem tollen Erfolg spielt der Schachklub Bad Homburg erstmals seit 1978/79 wieder in der höchsten hessichen Spielklasse. Allerdings wird es dort deutlich härter werden, wie auch der Gegner, der letztjährige Absteiger, andeutete. Dennoch fühlt sich Bad Homburg dafür gerüstet.
Die Meistermannschaft vom letzten Spieltag (anklicken für Originalbild, vlnr): Ingo Hanemann, Egon Biondic, Ryhor Isserman, Volker Novak,
Walter Schmidt, Jochen Ellrich, Dirk Schneider und Richard Kaiser. Es fehlen die Ersatzspieler Manfred Kühlmeyer (3x), Ramat Faqiry,
Wolfgang Hettler, Hellmuth Lebermann (je 2x) Theo Fischer und Otto Reimer (je 1x).
Ingo Hanemann mit stechenden Argumenten unterstützt von Ludwig Klüber stehend am Brett. Das Argument kam nicht zum Einsatz,
dennoch gewann er am schnellsten.
Ryhor Isserman war wie gewohnt ein kämpferisches uns leistungsstarkes Spitzenbrett.
Mit 6½ Punkten aus 8 Partien dürfte er der Top-Spieler der Liga sein.
Helmut Escher (Oberursel, links) gegen Egon Biondic. Die Partie blieb ohne größere Ereignisse,
dennoch ist das Schwarz-Remis gegen den Routinier kein Beinbruch.
Egon Biondic blieb während der Saison ohne Niederlage.
Jochen Ellrich hatte die weiteste Anreise und durchbrach problemlos die Festung seines Gegners. Vielen Dank für den Einsatz!
Mannschaftsführer Volker Novak holte mit 7½ Punkten aus 9 Partien die beste
Punktausbeute der Mannschaft und trug so sehr maßgeblich zum Gesamterfolg bei.
Richard Kaiser, ein Kämpfer, dessen Partien oft keiner richtig einschätzen kann,
holte am letzten Spieltag unter spontanem Beifall den entscheidenden Punkt zum Aufstieg.
Zeitnotspezialist Dirk Schneider hievte sich gegen Saisonende mit zwei Siegen deutlich ins Plus.
Und 18 Theoriezüge in 90 Minuten dürfte auch ein Rekord sein...
Walter Schmidt (links) blieb es vorbehalten, mit einem hübschen Schlußzug die Aufstiegs-Saison abzuschließen.
Nach 46. Dxe6 hatte Günther Kuban genug gesehen und gab auf.
Zeugnis eines großen Sieges: Die original Spielberichtskarte. Übrigens sind das keine Fettflecken,
sondern Wassertropfen von Ingos Hut.
Die Feierlichkeiten ...
2. Mannschaft, Bezirksoberliga: Um nichts ging es mehr sowohl für den Gastgeber Gießen 3 als auch für die 2. Mannschaft aus Bad Homburg, und trotzdem suchte man die schachliche Auseinandersetzung am Brett.
Schnell hatte Günter Horny mit dem gegnerischen Mannschaftsführer in einem Holländer remisiert und Paul Lenhart erzielte mit einem Minusbauern, aber aktiver Stellung, nach etwa 15 Zügen den Ausgleich Nicht sehr viel später musste allerdings Hellmuth Lebermann die Überlegenheit seines jugendlichen Gegners anerkennen, der in in seinem Mittelgambit im Nachzug, mit dem er in der Vergangenheit selbst gegen starke Gegner gepunktet hatte, übel zugerichtet wurde.
Am Spitzenbrett hatte sich zwischenzeitlich Theo Fischer druckvoll aufgebaut ohne einen signifikanten Vorteil zu erzielen, worauf man sich auf Remis einigte. Dem folgte ein weiteres Remis durch Ramat Faqiry, der ein Turmendspüiel gerade noch halten konnte, nachdem er zuvor eine vielversprechende Stellung verflachen ließ.
Nachwuchsspieler Marco Rolf konnte nach langem Kampf seine Partie am 8. Brett Remis halten und bewies, dass man in Zukunft mit ihm rechnen kann.
Nachdem Adrian Cipca an Brett 7 in etwas schlechterer Stellung dreifache Stellungswiederholung reklamieren konnte, lag es an Otto Reimer das Unentschieden für die Mannschaft zu ermöglichen. Dies gelang ihm mit schönem Spiel nach etwa 5 Stunden Spielzeit zur allseitigen Zufriedenheit.
Die Mannschaft belegt in der Schlussabrechnung den 5. Platz.
3. Mannschaft, Bezirksklasse: Die dritte Mannschaft hat ihre Saison mit einem dritten Tabellenplatz bereits beendet.
4. Mannschaft, Kreisliga: Die vierte Mannschaft hat ihre Saison bereits beendet und belegt einen Nichtabstiegsplatz.