Die wichtigste Frage vor dem Hessenliga-Spiel gegen die Schachfreunde Korbach war, welche Spieler die Gastgeber aus ihrer Wundertüte an die heimischen Bretter bringen würden. Die Legionärstruppe, die bisher gegen schwächer eingeschätzte Teams der Liga eingeflogen worden war? Oder eine Mannschaft, die keine ernsthafte Gegenwehr würde bieten können?
Der SK Bad Homburg sah sich im Vorfeld nicht im Beuteschema von Korbach und erwartete daher, eine weite Reise, aber nur wenig schwierige Gegner vor sich zu haben. Daher konnten sich es die Kurstädter erlauben, nicht die stärkstmöglichen Ersatzleute für die ausgefallenen Fide-Meister zu aquirieren.
Die Antrittsphilosophie von Korbach: Hui gegen schwächere, Pfui gegen stärkere Teams. Das ist schon ein Ärgernis der Liga, aber bisher immerhin konsequent. Noch stehen aber Korbacher Matches gegen strampelnde Mannschaften an und es könnte sein, dass sich eine sehr unsportliche Verzerrung in der Abstiegsfrage der Hessenliga ergibt.
Es zeigte sich, dass Korbach ganz ohne Legionäre antrat und damit der Kampf einseitig verlaufen würde. Die Partien von Walter Schmidt, Ingo Hanemann, Volker Novak und Richard Kaiser wurden dann auch zu einem Spiel auf ein Tor und führten zu leichten Siegen. Zusammen mit zwei nicht ganz ausgekämpften Remisen von Paul Lenhart und Manfred Kroth, letzterer aus zunächst schlechter Stellung heraus gegen den zweitstärksten Korbacher, ergab sich schon der Mannschaftssieg.
Auftakt in Korbach: Das dortige Bürgerhaus ist - wie auch die ganze Stadt - ein wunderschönes Gebäude, was man auf diesem Foto leider nicht erkennt.
Spannung herrschte dann jedoch an den ausgeglichen besetzten ersten und letzten Brettern. Ersatzmann Theo Fischer hatte eine völlig verwickelte Stellung auf dem Brett, als sein Gegner in Zeitnot den Faden verlor und nach einem Damengewinn nacheinander viele Figuren zurückverlor, bis nichts mehr übrig blieb: 6:1 für Bad Homburg.
Alexander Haucke (links) am Spitzenbrett bekam es wohl mit dem stärksten einheimischen Korbacher, Christopher Kearns zu tun. Hier ein Bild kurz vor der hektischen Zeitnotphase.
Der Ehrentreffer gelang Korbach verdient am Spitzenbrett: Dort hatte in einer hochwertigen Partie das Korbacher Urgestein Christopher Kearns früh einen Bauern gewonnen und mit guter Technik behalten. In der Zeitnot fiel dann die Entscheidung: 6:2 für Bad Homburg.
Da übrigens Marburg gegen Griesheim verlor, kommt es in 5 Wochen zu einem Hessenliga-Spitzentreffen zwischen Bad Homburg und Griesheim - und selbst der Hessenmeister-Titel liegt für diese beiden in Reichweite. (W.S.)
Die Einzelergebnisse:
Sfr. Korbach | SK Bad Homburg | 2,0 - 6,0 | ||
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Christopher Kearns | 2175 | Alexander Haucke | 2174 | 1 - 0 |
Olaf Pabst | 1437 | Walter Schmidt | 2143 | 0 - 1 |
Erwin Seemke | 1207 | Ingo Hanemann | 2144 | 0 - 1 |
Boris Shkolnyk | 1719 | Volker Novak | 2076 | 0 - 1 |
Christian Naujocks | 1435 | Richard Kaiser | 2077 | 0 - 1 |
Jewgenij Rymar | 2078 | Manfred Kroth | 1999 | ½ - ½ |
Lucien Paulus | 1333 | Paul Lenhart | 1875 | ½ - ½ |
Karl-Heinz Behle | 1917 | Theo Fischer | 1911 | 0 - 1 |