Springe zum Inhalt

Ein Turm gegen 2 Damen: Hessischer Vizemeister!

Der Schachklub Bad Homburg ist Hessischer Vizemeister!

Das ist der größte Mannschaftserfolg der Vereinsgeschichte und Lohn für vorbildliche Einsatzbereitschaft aller Spieler. Die Mannschaft kam nämlich mit insgesamt 4 Ersatzspielern über die Saison - auch das dürfte in ganz Hessen kaum zu toppen sein.

Der letzte Gegner war der mit reichlich Titelträgern bestückte SC Heusenstamm. Der Meiserschafts-Zug, auf den die Gäste ursprünglich aufspringen wollte, war längst abgefahren - aber Heusenstamm reagierte in keiner Weise auf die dezent angedeuteten 4:4-Angebote. Im Gegenteil: Nur ein Ersatzmann gesellte sich zu den Stammspielern.

Auch Bad Homburg bot eine vollwertige Mannschaft auf, denn der zuletzt sehr erfolgreiche Ramat Faqiry stellte keine Schwächung gegenüber dem aussetzenden Mannschaftsführer Dirk Schneider dar.


Vorne dominierte Heusenstamm die Bretter - und zwar in Papierform und Ergebnissen.

Relativ rasch hatten sich Spitzenbrett Ryhor Isserman, Richard Kaiser und Manfred Kroth auf ein Remis geeinigt.

Aber am dritten Brett war Ungemach absehbar: Walter Schmidt war absichtlich in eine Sizilianische Variante gelaufen, nicht wissend, dass sie so schlecht - und dem Gegner soooo gut bekannt - war. Die Diagrammstellung hat noch Vorbilder - aber die Bedenkzeit sprach Bände: Weiß hatte 6 Minuten, Schwarz 75 Minuten verbraucht.

Walter Schmidt versuchte mit 17. ... a4 18. Tb5 Le6 19. Txb7+ Kc8 Gegenspiel zu erlangen - aber er bekam keine Chance mehr.

Dagegen hatte die Eröffnungsvorbereitung - ein überraschendes Ke2 in der Anfangsphase - von Ralf Dunsbach geklappt. Aber Klaus Klundt wäre kein Internationaler Meister, wenn er sich davon beeindrucken ließe. Ruhig verstärkte er seine Stellung und trotz laufender Vereinfachungen bekam Ralf Dunsbach - immerhin auch Fide-Meister - immer mehr Schwierigkeiten.


Ralf Dunsbach ist zufrieden: Die Vorbereitung saß auf den Punkt. Aber Schach wird oft im Endspiel entschieden!

Zwar gelang es dem Bad Homburger noch, in das theoretisch remise Endspiel Turm und Läufer gegen Turm abzuwickeln - aber das war zu schwer. Punkt für Heusenstamm zur klaren Führung.

Gut, dass hier Ramat Faqiry bereits gewonnen hatte. Er stand schon besser, als seinem jungen Gegner ein Flüchtigkeitsfehler unterlief: Der Anschlusstreffer. Egon Merkle spielte ebenfalls eine starke Partie: FM Rapoport musste nach dessen souveränen Endspielleistung seine Niederlage in der 5. Spielstunde eingestehen.

Damit stand es 3½ - 3½ - und der Hammer des Matches folgte noch in Form von Ingo Hanemanns Sieg:

   
Im linken Diagramm steht Ingo Hanemann (Weiß) noch auf Verlust. Aber Schwarz verpasste 39.... Sxb2 - und spielte falsch für die Galerie: 39. ... c3? 40. Dxd3 c2 41. Db3+ Kh8 42. Dxa2 c1D.
Im zweiten Diagramm ist nichts klar - aber Weiß am Drücker. Es folgte ausgesprochen cool
44. Sf2.
Die Entscheidung dann 11 Züge später: mit
57. Sh4! war klar, dass der Turm eine der tragikomisch aufgestellten Damen gewinnen sollte. Nach 57. ... Ke7 58. Sg6+ Kd8 59. Sd3 verschmähte Ingo diese aber, um auf Angriff zu setzen: - ungläubiges Staunen bei den Kiebitzen.
Dann endlich die Entscheidung: Nervenanspannung und Zeitknappheit führten zu einer simplen Springergabel:
61. Sd5+ - und 1:0.


Ingo Hanemann zog alle in seinen Bann. Mit viel Kampfkraft verwandelte er seine Verluststellung in eine chancenreiche - und später in eine Gewinnstellung, die er dann auch verwertete.

4½-3½ der Endstand - ein toller Erfolg gegen die favorisierten Gäste - und ein ausgesprochen netter Saison-Abschluss. Hoffentlich lässt sich das im nächsten Jahr auch nur näherungsweise wiederholen. (W.S., Fotos I.H.)

die Einzelergebnisse:

SK Bad Homburg SC Heusenstamm 4,5 - 3,5
FM Ryhor Isserman  2274  IM Stefan Solonar  2233  ½ - ½
FM Ralf Dunsbach  2113  IM Klaus Klundt  2252  0 - 1
Walter Schmidt  2187  FM Igor Zuyev  2326  0 - 1
Richard Kaiser  2089  Simon Prudlo  2121  ½ - ½
Egon Merkle  2114  FM Vladimir Rapoport  2183  1 - 0
Ingo Hanemann  2099  Rudolf Benninger  2033  1 - 0
Manfred Kroth  1997  Roland Schreiner  2063  ½ - ½
Ramat Faqiry  1908  Maximilian Naneder  1615  1 - 0