Andere Länder, andere Sitten! Nachstehend ein Turnierbericht von Jonas Lenz aus Spanien. Vielen Dank!
Auch hier in Spanien gibt es Schachturniere, und ich habe letzten Sonntag an einem Blitzturnier der besonderen Art teilgenommen. Besonders dergestalt, dass weder Jeder-gegen-Jeden noch im Schweizer System gespielt wurde, sondern im System Masnou.
Dieses sieht folgendes vor: Die Anzahl der Bretter beträgt im Optimalfall ein Drittel der Teilnehmeranzahl. An diesen wird gespielt, und die restlichen Spieler warten. Sobald eine Partie beendet ist, steht der Verlierer, bei Remis Weiß auf, und der erste aus der Schlange nimmt seinen Platz sein. Derjenige, der sitzen bleibt, bestimmt außerdem mit welcher Farbe er in der nächsten Partie spielen wird.
So wird eine bestimmte aber feste Zeit lang gespielt, am vergangenen Sonntag waren das drei Stunden. Der Gewinner ist, wer am Ende die meisten Punkte erzielt hat. Ein Nachteil bei diesem System ist, dass im Normalfall die stärksten Spieler nicht gegeneinander antreten, also im Prinzip derjenige das Turnier gewinnt, der im Schnitt am schnellsten seine Partien gewinnt.
Jonas Lenz vorne links. Man sieht auch: Das Turnier fand im Freien statt und es war noch wärmer als in Deutschland!
Zum Turnierverlauf. Durch den hohen Preisfond von ca. 600 € wurden einige starke Spieler angelockt, darunter 2 IM und ein FM und insgesamt 35 Teilnehmer. Gespielt wurde mit 4min+2sek/Zug, eine Bedenkzeit, die zu verhindern versucht, dass gewonnene Stellungen auf Zeit verloren werden. Ich startete gut in das Turnier, musste aber nach ca. 90 Minuten ein Remis mit Weiß abgeben, und somit meinen Platz räumen.
Da zu diesem Zeitpunkt allerdings nur noch die drei Titelträger noch nicht aufstehen mussten, rechnete ich mir noch gute Chancen auf eine vordere Platzierung aus. Nach einer kurzen Pause stieg ich wieder in das Turnier ein, allerdings nun mit den schwarzen Farben. In einer interessanten Sizilianischvariante konnte ich meinen Gegner früh überraschen, und erreichte ein angenehmes Turmendspiel, was ich bedingt durch den Zeitmodus leicht zum Sieg verwerten konnte. Somit konnte ich wieder die weißen Farben wählen, und blieb bis zum Ende des Turniers sitzen.
Siegerehrung: Man beachte auch den in der Öffentlichkeit angemalten Springer rechts!
Nun ging das große Zählen los: zumindest ich hatte keine Ahnung wie viele Punkte ich nun erreicht hatte, und wie die Konkurrenz sich geschlagen hatte. In der Endabrechnung reichte es mit 27½/28 für den zweiten Platz hinter einem russischen IM der 31 Punkte holte.
Alles in allem ein schönes Turnier mit einem interessanten Modus, der meiner Meinung nach auch in Deutschland einen Versuch wert ist. (J.L.)