Auch in der Landesklasse wurde gestern gegen den Abstieg gespielt. Aber hier plagten die Gäste von der SAbt. SG Dietzenbach die spürbar größeren Sorgen, so dass es zu keinen Kurzremisen kam.
Feine Spielbedingungen im Kurhaus Bad Homburg. Noch sind alle Partien im Gang, aber es hatten sich bereits Konturen herausgespielt.
Das erste Remis holte Walter Heil nach ca. 2½ Stunden und er konnte das beruhigt tun: Mindestens die Mittelbretter 4+5 sowie der Mannschaftsführer Günter Horny standen klar besser, während an den anderen Brettern nur wenig Ungemach zu sehen war.
Zu diesem optischen Eindruck kam ein überraschender Kanonenschlag: Aus einer Defensivstellung heraus gewann Jan Goetz einen Turm, nachdem sein Gegner einen Trick übersehen hatte: In der Diagrammstellung ist 20. Td4?? wegen Sxd4! ein Verlustzug - und Jan Goetz ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen! 1½-½!
Natürlich kam es aber dennoch zu einer (kleinen) Krise: Günter Horny, der eine starke Partie vorgetragen hatte und inzwischen völlig auf Gewinn stand (linkes Diagramm), verlor angesichts vieler Gewinnmöglichkeiten den Faden.
Er zog 30. a5 Sd7 und verschmähte jetzt den Qualitätsgewinn 31. Lc7, um mit 31. Dd3 im Angriff zu siegen.
Das sollte eigentlich auch klappen, aber nichts ist schwerer, als eine gewonnene Partie zu gewinnen: Im rechten Diagramm hat Schwarz schon viel Gegenspiel und bald begnügte sich Günter Horny mit einem Remis, um nicht noch alles zu verderben.
Bis hierhin eine tolle Partie, aber bald wurde es leider schwieriger: Mannschaftsführer Günter Horny (rechts).
Derweil hatte auch Paul Lenhart seinen Mehrbauern unterstützt, aber Gegenspiel im Läuferendspiel zugelassen, das ihn seinen Läufer bei eigenen weit vorgerückten Freibauern kosten würde. Auch hier war inzwischen der Sieg fraglich geworden.
Gut, dass Helmut Heiming in dieser Phase seinen fein herausgespielten Endspiel-Vorteil gewinnbringend verdichtete. Zusammen mit dem Remis von Ramat Faqiry stand es jetzt schon 3½:1½ und weitere halben Punkte waren in Sicht: Otto Reimer und kurz später auch Hellmuth Lebermann konnten ihr leicht schlechter stehendes Endspiel zum Remis führen und den Mannschaftssieg sichern.
Hellmuth Lebermann hat jetzt mit 3½ Punkten aus 7 Partien an den vorderen Brettern ein vorzügliches Ergebnis erzielt und ca. 20 DWZ-Punkte gutgemacht.
Den Schlusspunkt setzte dann Paul Lenhart in der längsten Partie des Tages.
Wie eingangs beschrieben hatte er es an Technik missen lassen und keine objektiven Gewinnchancen mehr. Aber die lange Partie zollte jetzt ihren Tribut
Der Gegner verlor die Übersicht und dann doch noch die Partie: 63. Kb5 war der letzte Versuch. Leicht remisierten 63. ... Kd7 oder auch 63. ... Lxc7, aber Schwarz zog 63. ... Kb7 64. Kc4 La3 65. Kd5 Lf8.
Das reicht immer noch, aber es ist der Schritt vom einfachen Weg. Und nach 66. Kxe5 Kc8?? statt 66. ... Lc5! war der Sack zu: Weiß gewann jetzt leicht zum vielleicht etwas zu hohen 5½-2½-Sieg über Dietzenbach.
Das Abstiegsgespenst ist erst mal vertrieben, auch wenn es noch nicht ganz ausgeschlossen ist, dass es noch einmal knapp wird. Denn es könnte inzwischen realistisch 3 Absteiger in der Landesklasse Ost geben, da sowohl Matt im Park als auch die Frankfurter Schachfreunde in der Verbandsliga Süd schwächeln. (W.S.)
Paul Lenhart (r.) am späten Abend: Die zahlreichen Kiebitzen ahnten hier schon, dass noch was gehen könnte. Ein wichtiger Sieg nach langer Durststrecke!
Die Einzelergebnisse:
| SK Bad Homburg II | SAbt. Dietzenbach | 5,5-2,5 | ||
|---|---|---|---|---|
| Lebermann,Hellmuth | 1879 | Schaaf,René, Dr. | 2136 | ½-½ |
| Faqiry,Ramat | 1959 | Schaaf,André | 2035 | ½-½ |
| Goetz,Jan | 1828 | Gerstmann,Holger, Dr. | 1991 | 1-0 |
| Lenhart,Paul | 1889 | Franken,Rainer | 1866 | 1-0 |
| Heiming,Helmut, Dr. | 1859 | Behler,Matthias | 1832 | 1-0 |
| Reimer,Otto | 1843 | Kvesic,Vedran | 1787 | ½-½ |
| Heil,Walter | 1785 | Thomae,Klaus | 1774 | ½-½ |
| Horny,Günter | 1838 | Kripp,Wolfgang | 1964 | ½-½ |