Taunuszeitung vom 23.11.2004: Zum „Dank“ den Beisitzer besiegt
Bad Homburg. Hier ist höchste Konzentration gefordert. Jedes Geräusch wird mit bösen Blicken geahndet. Wer den Saal «Ober-Eschbach» betritt, schaltet wie von selbst sein Handy aus – nichts soll die Meister stören. Und davon sind am Sonntag einige in der Albin-Göhring-Halle: Der Schachklub Bad Homburg hatte zum Schnellschach geladen. Unter den 76 Teilnehmern waren die Großmeister Kontantin Landa (Mühlheim), Jörg Hickl (Hofheim) und Viesturs Meijers (Lettland). Auch für die drei ausgewiesenen Könner ihres Fachs standen elf Partien auf dem Programm. In jedem Spiel stehen beiden Spieler jeweils 15 Minuten für ihre Züge zur Verfügung. So dauert eine Partie also maximal 30 Minuten. Für eine kurze Zigarette oder eine schnelle Tasse Kaffee bleibt zwar noch Zeit, dann wartet aber auch schon der nächste Gegner. «Ich kann bis zu 30 Züge einer Partie vorausdenken», erklärt der Internationale Meister Stefan Reschke (Oberursel) in einer Spielpause. Das wäre aber alles nur Theorie. «Wenn der Gegner dann einen unerwarteten Zug macht, muss man umdenken.» Und genau das sei das Schöne am Schach. «Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, und es kommt darauf an, seinen Gegner mit einem Zug zu überraschen», erklärte Reschke.
«Ich trainiere beim Schnellschach vor allem meine Eröffnungen», erzählt der für Oberursel in der 2. Bundesliga spielende Reschke weiter. Zehn Mal im Jahr nimmt er an solchen Turnieren teil. Nach Ober-Eschbach kam er auf Einladung von Turnierleiter Hans-Dieter Post, dem 2. Vorsitzenden des Schachklubs Bad Homburg. Seinen «Dank» für die Einladung hat der Vorstandsbeisitzende Wolfgang Hettler zu spüren bekommen, den Reschke in knapp 20 Minuten besiegte.
«Man spielt halt nicht immer gegen einen Internationalen Meister», meint Hettler nach der Partie ein wenig entschuldigend. Dennoch hat er für sich auch aus der Niederlage Nutzen gezogen. «Reschke hat mir ein paar Tipps gegeben; das hilft, die Niederlage zu analysieren und es beim nächsten Mal besser zu machen!»
Eine Niederlage ist beim Turnierschach aber noch lange kein Beinbruch. «Jeder spielt elf Partien, die Gegner werden je nach Leistungsstärke zueinander gelost», erklärt Turnierleiter Post den Modus. «Die Sieger einer Runde spielen in der nächsten Runde gegeneinander.» Wer alle Partien gewonnen hat, ist in der Regel auch Turniersieger. Man kann aber auch mit einer Niederlage am Ende ganz oben stehen. Am Sonntag siegte übrigens Jörg Hickl – und gewann 300 Euro.
Gesamtergebnis