"Mann, ich kann das alles nicht mehr berechnen!" stöhnte zwischendurch Marco Rolf mal hörbar auf, als es in seiner Meisterschaftspartie auf seinem Brett brannte.
Er hatte aus einer Französischen Verteidigung heraus eine verwickelte Stellung gegen den angesichts der Komplexität zu schnell spielenden Rainer Berg entwickelt. In der Diagrammstellung spielte er 25. ... Sxf5 und behielt nach 26. Lxf6 Se3+ 27. Kh1 Sxd1 28. Lxe5 Se3 einen Mehrbauern.
Nach einigem Kampf, vor allem mit der Uhr und seiner Endspieltechnik, holte Marco Rolf dann verdient den vollen Punkt.
Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits Walter Schmidt gegen Frank Hoffmann gewonnen und Ryhor Issermann gegen Hellmuth Lebermann eine Gewinnstellung erarbeitet. Auch Thomas Mussler hatte inzwischen seinen Kontrahenten Wilfrid Vogel in der Marocy-Zange.
Marco Rolf, hier beim Rhein-Main-Open, hat jetzt 50% auf dem Punktekonto.
Die andere Partie, die in besonderem Focus des Abends stand, war die zwischen den beiden Spitzenreitern Ingo Hanemann und Ralf Dunsbach. Sie schenkten sich nichts. Nach seltener Eröffnung entwickelte Ersterer aus nur scheinbar unkoordinierter Stellung eine starke Druckstellung.
Im Diagramm hätte Ingo Hanemann mit 27. Lxf6 Dxf6 28. Sxd5 einen Bauern gewinnen können, aber er verwarf das wegen des sich entwickelnden Gegenspiels. Vielmehr setzte er auf eine Bauernwalze am Königsflügel mit Matt-Attacke. Aber so entwickelte auch Schwarz ausreichendes Gegenspiel und am Ende konnte er - sonst vor dem Matt stehend - ein Dauerschach finden.
Lange danach gewann Richard Kaiser ein zähes Ringen gegen Manfred Kroth. Schlussendlich konnte er auf den geschwächten Feldern um dessen König eindringen und - er hatte noch 2 Minuten Restbedenkzeit - die das gesamte Brett umfassenden Verwicklungen mit entscheidendem Materialgewinn krönen.
Die Gesamttabelle ist noch etwas schief, weil noch 2 Partien fehlen. Aber es ist jetzt schon klar, dass ein Quartett mit 2½ Punkten aus 3 Partien die breite Spitze bildet. Vermutlich (Nachtrag, 12:30 Uhr: sicher!) kommt es in der nächsten Runde zu den Paarungen Dunsbach - Isserman und Kaiser - Hanemann.
Dieses Grüppchen wird von etlichen 2-Punktern verfolgt. Die Meisterschaft beginnt jetzt erst richtig!
Rettete sich knapp gegen Ingo Hanemann und bleibt an der Spitze: FM Ralf Dunsbach.