Der SC König Nied ist einer der aufstrebenden Vereine in der Region. In seinem Jubiläumsjahr gelangen ihm mehrere Aufstiege, so auch in die Hessenliga.
Die Bad Homburger erwartete also kein Zuckerschlecken und in der Tat entspann sich ein zähes Ringen. Es sollte sich zeigen, dass dieser Tag einer für die Schwarzen Steine werden sollte - und das fing schon mit den ersten beiden beendeten Partien an: Walter Schmidt und Dirk Schneider hatten nichts aus der Eröffnung geholt und konnten nur ereignislos remisieren.
Dafür war am Spitzenbrett schon Ungemach absehbar: Ryhor Isserman ärgerte sich sehr, dass er in der Diagrammstellung 10. d3? gezogen hatte, denn sein Gegner Oliver Uwira ließ sich die Gelegenheit zu 10. ... c4! nicht entgehen. Schwarz übernahm die Initiative, was Isserman mit einem Qualitätsopfer entschärfen wollte: 11. 0-0 cxd3 12. cxd3 Sb4 13. d4 Sc2 14. Lg5 (rechtes Diagramm). Es nützte nichts: Das Nieder Spitzenbrett schnappte sich die Qualität (14. ... f6 15. exf6 gxf6 16. Tc1 fxg5 17. Txc2 Lxc2) und umschiffte alle Verwicklungen zum späteren Sieg.
In dieser Phase bewies Ingo Hanemann im Dienste der Mannschaft sehr viel Mut: Er lehnte nach Rücksprache mit dem Mannschaftsführer in durchaus unklarer Lage ein Remisangebot ab, um zu versuchen, die letzte Weißpartie zu verwerten. Aber er wurde leider nicht dafür belohnt: Das Endspiel ging dann doch ziemlich rasch den Bach hinunter und es stand 1:3 aus Sicht von Bad Homburg.
Der Kampf wurde kritisch. Zwar hatten Ralf Dunsbach gegen Altmeister Peter Staller einen schwer zu verwertenden Mehrbauern und P. Dertscheny eine vorzügliche Stellung auf dem Brett, aber Egon Merkle und Manfred Kroth mussten in hochkomplexen Stellungen durch die Zeitnot. Durch einen unvorsichtigen Zug ließ Ralf Dunsbach seinen Gegner auch noch vor der Zeitkontrolle ins sichere Remis entwischen, was die Lage nicht verbesserte.
Egon Merkle war hinterher sehr zufrieden mit seiner Partie: Schlimme Verwicklungen hatte er mit Schwarz schon hinter sich - eine spannende Sache eben und eine gute Partie dazu. Und in der Diagrammstellung folgte dann wohl die spielentscheidende Szene: Sein Gegner zog 30. Txf3 e4!, und jetzt a Tempo 31. Tf1?. Hätte er 31. Tf4! d2 32. Tf1! gefunden, wären die schwarzen Bauern anfällig und die Partie für Bad Homburg wohl verloren gewesen. Aber so wurden sie später mit ... f5 gestützt und wuchsen zur Macht heran.
Manfred Kroth (links) gehörte zu denen, die in den letzten Partien die Kohlen aus dem Feuer holten.
Der Ausgleich lag nun nahe, denn P. Dertscheny verwertete seine weit überlegene Stellung ganz sicher. Und am Schluss verblieb noch die Hoffnung auf einen Sieg, denn Manfred Kroth mühte sich mit einer Mehrfigur, die aus dem Zeitnotgemetzel übrig geblieben war, ab. Aber nach 77 Zügen musste er kurz vor 19:30 Uhr einsehen, dass die Partie nicht zu gewinnen sein wird. 4:4 - ein gerechtes Unentschieden. (W.S.)
Die Einzelergebnisse:
SC König Nied | SK Bad Homburg | 4,0 - 4,0 | ||
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FM Oliver Uwira | 2182 | FM Ryhor Isserman | 2271 | 1 - 0 |
FM Peter Staller | 2182 | FM Ralf Dunsbach | 2141 | ½ - ½ |
FM Sebastian Gramlich | 2255 | Walter Schmidt | 2187 | ½ - ½ |
Hendrik Zimmermann | 2064 | Egon Merkle | 2114 | 0 - 1 |
Daniel Prenzler | 2145 | Ingo Hanemann | 2099 | 1 - 0 |
Gerd Graf | 2124 | Manfred Kroth | 1997 | ½ - ½ |
Christof Goll | 2007 | Dirk Schneider | 1985 | ½ - ½ |
Werner Seeger | 2005 | Peter Dertscheny | ---- | 0 - 1 |