In den zurückliegenden Jahren gab es 3 Hessenliga-Matches zwischen den beiden Nachbar-Kurstädten Bad Nauheim und Bad Homburg. Nicht zu glauben, aber jedes Mal trug die Stadt mit der Champagner-Luft einen 4½-3½ Sieg davon. Und es war immer nicht nur knapp, sondern auch glücklich: Matchwinner Merkle, Matchwinner Kaiser und schließlich Matchwinner Dunsbach.
Da die Gäste aus Bad Nauheim vom Abstiegsstrudel eingeholt zu werden drohten, rechnete der Bad Homburger Schachklub mit dem erstmaligen Einsatz von Spitzenbrett und Internationalem Meister Vincent Colin (der nicht erschien), konnte aber selbst auch erneut Mann und Maus an die Bretter bringen.
Klarer Sieg für Ingo Hanemann (links): Er überspielte den hoch eingeschätzten Patrick Will noch vor der Zeitkontrolle und legte damit den Grundstein für den Gesamtsieg (Foto: SC Bad Nauheim).
Der Kampf selbst verlief dann viel erfolgreicher als erwartet: nach ca. 3 Stunden hatten sich die beiden FMs Ryhor Isserman und Lothar Schnitzspan am Spitzenbrett sowie Alexander Haucke und Egon Merkle von ihren Gegnern remis getrennt. Bereits zu diesem Zeitpunkt stand Ingo Hanemann klar besser, der mit Schwarz seine Angriffsposition am Königsflügel immer mehr verstärkte und letztlich seinem Gegenüber den Garaus machte.
Beim Stand von 2½:1½ gab auch Mannschaftsführer Volker Novak seine Partie gegen den Bad Homburger Youngster Dominik Will remis, da er absehen konnte, dass es insgesamt reichen würde.
Mannschaftsführer Volker Novak: Leichtes Pressing, mehr an diesem Tag war nicht drin. Remis nach gut 3 Stunden.
Warum sollte es reichen? Nun, Ralf Dunsbach hatte sich inzwischen entscheidenden Vorteil erspielt. Nachdem er nämlich mutig in einer Königsindischen Struktur den Bauern auf d6 gefressen hatte, musste er die Dame gegen Turm und Läufer geben. Eine wilde Stellung entstand und man sah den besorgten Ralf Dunsbach nicht mehr umherspazieren. Aber sukzessive gewann er Terrain zurück: Erst Turm und 2 Figuren gegen die Dame, später 2 Türme und eine Figur bei konsolidierter Stellung. Bald folgte der ganze Punkt.
Richard Kaiser war vor der Zeitkontrolle aus ursprünglich besserer Stellung zwar noch einmal etwas in Bedrängnis geraten, aber letztlich war das zum Gesamtsieg notwendige Remis kein Problem: Mit dem genauen 45. ... Sh4! sicherte sich Richard Kaiser in der Diagrammstellung die notwendige Freiheit für seine Figuren und damit den 4½:2½-Zwischenstand.
Blieb noch die Partie von Walter Schmidt: Er bekam den Spitznamen Lazarus verpasst, denn aus einer total verlorenen Stellung vor der Zeitkontrolle gelang ihm Gegenspiel nach der Zeitkontrolle und dann sogar überraschend und völlig unverdient der Sieg in 60 Zügen.
Damit fiel das Gesamtergebnis mit 5½-2½ deutlich zu hoch haus, das gewohnte 4½-3½ wäre dem Kampfverlauf entsprechender gewesen. Vielleicht nächste Saison wieder - wenn Bad Nauheim die Klasse halten kann. Die müssen sich jedenfalls etwas strecken! (W.S.)
Die Einzelergebnisse:
SK Bad Homburg | SC Bad Nauheim | 5,5 - 2,5 | ||
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FM Ryhor Isserman | 2270 | FM Lothar Schnitzspan | 2287 | ½ - ½ |
Walter Schmidt | 2143 | Erwin Kaliski | 2132 | 1 - 0 |
Alexander Haucke | 2174 | Ernst Fromme | 2068 | ½ - ½ |
FM Ralf Dunsbach | 2078 | Konrad Lieder | 2145 | 1 - 0 |
Ingo Hanemann | 2144 | Patrick Will | 2135 | 1 - 0 |
Volker Novak | 2076 | Dominik Will | 2152 | ½ - ½ |
Richard Kaiser | 2077 | Arthur Handstein | 2056 | ½ - ½ |
Egon Merkle | 2135 | Gerald Holzschuh | 1995 | ½ - ½ |