Am gestrigen Sonntag ging es in der vorletzten Runde der Landesklasse gegen die zweite Mannschaft vom SC Bad Nauheim, die – als Tabellenführer angereist – diese Position gerne verteidigen wollten. Die Nauheimer mussten auf ihr Spitzenbrett verzichten, hatten aber starken Ersatz mitgebracht. Auch wir mussten auf zwei Spieler verzichten, aufgrund von kurzfristiger Erkrankung sogar noch ein Brett freilassen, hatten aber adäquaten Ersatz durch Helmut Heiming und Otto Reimer.
Auftakt gegen Bad nauheim. Hier die hinteren Bretter, Bad Homburg spielt rechts.
Nach einer Stunde stand es dann 1:0 für Nauheim durch die kampflose Partie, aber die anderen Bretter ließen keinen Grund zur Sorge aufkommen. Marco Rolf am Spitzenbrett saß dem stärksten Bad Nauheimer gegenüber und bot mit Schwarz Paroli gegen den Aufmarsch des gegnerischen a-Bauerns. Ramat Faqiry hatte mit Weiß eine angenehme Stellung und Druck gegen den zu weit vorgerückten Randbauern des Gegners. Jonas Lenz kannte sich im Dameninder nicht ganz so gut aus, und musste frühzeitig improvisieren. Dem Gegner schien es dem Zeitverbrauch auch nicht anders zu gehen, und so konnte das gegnerische Remisangebot nach 10 Zügen guten Gewissens abgelehnt werden.
Hellmuth Lebermann stand in einem zumindest meines Gefühls nach etwas unorthodoxen Spanier etwas gedrückt aber solide. Walter Heil mit Weiß kam gegen den Franzosen seines Gegners gut aus der Eröffnung und rechnete sich gute Angriffschance am Königsflügel aus. Helmut Heiming musste sich mit Schwarz den Angriffen des ältesten Bad Nauheimers erwehren, doch auch seine Stellung sah zu diesem Zeitpunkt gut spielbar aus. Otto Reimer schließlich bekam es mit einem sehr starken Ersatzspieler zu tun, aber auch hier war man in der Eröffnung guter Dinge.
Als erstes musste Helmut Heiming sich geschlagen geben, als in der Diagrammstellung 1.Sxd5! Td8 2. Sf4 Txd1 3. Txd1 folgte, und der Angriff auf den Punkt e6 die Partie entschied.
Walter hatte seine Figuren auf den gegnerischen König gerichtet (linkes Diagramm) und begann nun mit 1. Sg5 diesem zu Leibe zu rücken. Als sich der weiße Springer nach 1. ... h6 2. Sh7 auf h7 einnistete, lagen Opfer auf h6 respektive f6 in der Luft und der Schwarze entschloss sich nach langem Nachdenken mit Sg6 den König zu verteidigen und die Qualität aufzugeben.
Auch bei Ramat sah es sehr gut aus, als in der rechten Diagrammstellung 1. Lb5! entkorkte, woraufhin der Bauer a4 fiel, da cxb5 für einen Menschen bedrohlich erscheint. Der Computer möchte jedoch auf b5 nehmen, was nach c6 zu einer ungefähr ausgeglichenen Stellung führt.
Inzwischen kämpfte Marco gegen die weitvorgerückten Bauern des Gegners, und Hellmuth versuchte die aktiven Figuren seines Gegners abzutauschen.
Hier die vorderen Bretter, wobei leider das dritte schon kampflos verloren war.
Dann der erste Sieg für Bad Homburg: Walter Heil hatte seinen Materialvorteil souverän zum 1:2 Anschluss verwertet. Auch Ramat sammelte Bauer um Bauer ein, wehrte den gegnerischen Angriff am Königsflügel ab, und sah einem sehr guten Endspiel entgegen. Der Gegner versuchte noch einen letzten Trick und es kam zur hier gezeigten Diagrammstellung, in der Schwarz nach 1. ... c3! auf Gewinn steht, da Matt bzw. der Durchmarsch des c-Bauern droht. Ramat gab seinen Turm auf, und kämpfte mit seinen Freibauern noch um das Remis, aber schlussendlich setze sich das Mehrmaterial durch. Ein unglückliches 1:3!
Marco konnte den gegnerischen Druck verringern, und bot einige Züge später Remis an. Der Gegner war nun der Ansicht, dass er seine Dame verlieren oder Matt gehen würde, übersah aber, dass Marcos Dame gefesselt war, also nicht ziehen durfte. Eine starke Defensivleistung von Marco, die mit einem Remis belohnt wurde.
Nun lag es an den drei noch laufenden Partien, ob noch ein Unentschieden erreicht werden konnte. In der Zeitnotphase kam es an Ottos Brett zu einigen taktischen Verwirrungen, an deren Ende der Bad Nauheimer eine Figur stehen ließ. Somit stand es nach der Zeitnotphase 2½:3½.
Jonas hatte aus seiner anfänglichen Druckstellung nicht viel erreichen können, in Zeitnot übersah der Gegner eine Fesselung und zwei Bauern gingen verloren. Damit landete man in einem Turmendspiel mit 2 Mehrbauer, welches für den Schwarzen keine Hoffnung mehr bot, 3½:3½.
Bei Hellmuth war im Mittelspiel leider 1 Bauer verloren gegangen und die gegnerischen Freibauern am Königsflügel waren schnell. Man tauschte Türme und hatte schlussendlich ein Damenendspiel auf dem Brett, in dem der weiße f-Bauer zu schnell war, und es auch keine Schachs mehr gab. Hellmuth hatte lange gekämpft, aber gegen 19:40 musste er seine Partie verloren geben. Damit hat es trotz gutem Einsatz nicht gereicht, und man musste sich dem alten und neuen Tabellenführer knapp mit 3,5:4,5 geschlagen geben. Somit ist am letzten Spieltag im Duell mit Tabellennachbar Obertshausen noch der Sprung auf Platz 5 möglich. (J.L.)
Die Einzelergebnisse:
SK Bad Homburg II | SK Bad Nauheim II | 3,5-4,5 | ||
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Rolf,Marco | 1936 | Syperek,Sebastian | 2053 | ½-½ |
Faqiry,Ramat | 1949 | Diez,Gerhard | 1917 | 0-1 |
Kühlmeyer,Manfred | 2051 | Kolker,Vladislav | 1908 | -/+ |
Lenz,Jonas | 1934 | Francke,Helmut, Dr. | 1859 | 1-0 |
Lebermann,Hellmuth | 1935 | Baudrexel,Simon | 1907 | 0-1 |
Heil,Walter | 1813 | Schöne,Matthias | 1919 | 1-0 |
Heiming,Helmut, Dr. | 1865 | Busic,Nedjeljko | 1853 | 0-1 |
Reimer,Otto | 1791 | Hilbenz,Guntram, Dr. | 1967 | 1-0 |