Die junge Mannschaft des Frankfurter TV 1860 ist in der Lage, die Hessenliga aufzumischen, auch wenn es heuer kaum für den Aufstieg reichen dürfte. Schon in der Vorjahressaison hatten sich die Frankfurter als zu hartes Brot erwiesen - und auch in diesem Jahr lief es nicht besser.
Es begann damit, dass Bad Homburg aus privaten Gründen auf das angestammte Spitzenbrett verzichten musste. Dafür konnte aber mit Ingo Hanemann ein starker Ersatzmann gewonnen werden, so dass die Voraussetzungen der Kurstädter nicht völlig aussichtslos gegen die vollzählig angetretene Turnerschaft waren.
Heute mal der Landgraf-Friedrich-Saal: An den Spielbedingungen gab es nichts zu mäkeln. Die Hessenliga spielt links.
Lange passierte gar nichts: hier und da ergab sich etwas Vorteil, hier und da etwas Nachteil. Aber dann kam die 4. Spielstunde und hier gingen gleich 3 Partien den Bach hinunter: Ingo Hanemann, der positionell die a-Linie dominiert hatte, musste dem Königsangriff seines Gegners Tribut zollen und aufgeben. Auch Nachwuchsmann Marco Rolf, der bisher eine tolle Saison spielt, hatte seinen zwischenzeitlichen Vorteil vergeben und wurde noch vor der Zeitkontrolle ausgeknockt.
Gleichzeitig schien die Stellung von Alexander Haucke am Spitzenbrett gegen den frischgebackenen FM Peter Keller kaum verteidigungsfähig und in der Tat holte sich das junge Frankfurter Talent den Punkt gefahrlos.
Dann endlich ein Lichtblick: Richard Kaiser konnte ein Remis nach 3-facher Stellungswiederholung reklamieren - der erste halbe Punkt.
Aber eigentlich war der Kampf gelaufen, und daran änderten auch die beiden zäh erkämpften Schwarzremisen von Manfred Kroth und Walter Schmidt nichts: mit 4½-1½ lag Frankfurt jetzt in Front.
Ralf Dunsbach (r.) spielte eine verwickelte Partie, in der in der Zeitnotphase kaum ein Stein auf dem anderen blieb. Aber sein Kampfgeist wurde belohnt: er holte den Ehrentreffer.
Dann die große Stunde von Ralf Dunsbach: in einer verwickelten Zeitnot-Schlacht nahm er in der Diagrammstellung den Turm: 28. Dxc8! Txc8 29. Td8+ Kg7. Wohlberechnet sollte man meinen, aber das war angesichts der tickenden Minuten nicht möglich. Es folgte 30. Le5+? f6 und die Stellung ist nicht mehr klar, weil die Da2 den Punkt g8(!) deckt. Freilich hatte das keiner bemerkt, so dass es munter weiterging.
Nach 31. Lxf6+ Kh6 32. Lxg5+ Kxg5 33. Txc8 Lxg3+ 34. Kg1 (rechtes Diagramm) und nun folgte 34. ... Lxc7??, wonach Weiß glücklich die Oberhand behielt. Nach 34. ... Sh4 oder ähnlichem wäre auch dieser Punkt nach Frankfurt gegangen - denn wie gesagt: Die Dame deckt g8 und so droht Weiß nichts.
Leider musste Manfred Kühlmeyer danach seine Partie zum 2½:5½-Endstand aufgeben. Das war kein guter Tag, aber wie eingangs beschrieben: Der FTV ist durchaus eine Spitzenmannschaft. (W.S.)
Die Einzelergebnisse:
SK Bad Homburg | SAbt Frankfurter TV 1860 | 2,5-5,5 | ||
---|---|---|---|---|
Haucke,Alexander | 2173 | FM Keller,Peter | 2210 | 0-1 |
FM Dunsbach,Ralf, Dr. | 2101 | Brüggemann,Ludger | 2189 | 1-0 |
Schmidt,Walter | 2166 | Rutkowski,Ingo | 2137 | ½-½ |
Kaiser,Richard | 2099 | Diyap,Murat | 2135 | ½-½ |
Kroth,Manfred | 1995 | Neininger,Ralph, Prof. Dr. | 2130 | ½-½ |
Rolf,Marco | 1992 | Hristovski,Srdzan | 2076 | 0-1 |
Kühlmeyer,Manfred | 2050 | Krzesinski,Paul | 2054 | 0-1 |
Hanemann,Ingo | 2072 | Medvedovski,Michael | 1980 | 0-1 |