Das Hessenliga-Match gegen den erfolgsverwöhnten Tabellenführer vom SK Gernsheim stand unter keinem guten Stern. Nach einer Absage entschloss sich der Verein auf einen Ersatz zu verzichten, um der Reserve beim wichtigen Abstiegskampf nicht in den Rücken zu fallen.
Es stand also von Beginn an 0:1 und es folgten in rascher Folge 3 Remisen durch Ryhor Isserman, Marco Rolf und Ralf Dunsbach. Zunächst schien es, als sei der Kampf damit mental abgehakt, aber das war nicht der Fall, denn an den restlichen Brettern entspann sich ein harter Kampf, der überall bis zu letzten Patrone ausgefochten wurde.
Manfred Kühlmeyer agierte angesichts des Rückstandes vorbildlich und brach mit Weiß alle Brücken hinter sich ab: Bei beidseitiger großer Rochade ließ er sich zunächst den Königsflügel zertrümmern und dann auch die Bauern abholen, um am Damenflügel den gegnerischen König unter Druck zu setzen. Leider brach er nicht durch und musste am Ende die Segel streichen.
Riskierte viel, bekam wenig Vorteil und holte sein 5. Remis in Folge. Das liegt aber nicht daran, dass er Remis klammert: Mannschaftsführer Manfred Kroth.
Derweil hatte Mannschaftsführer Manfred Kroth aus guter Stellung heraus zum 2:4 remisiert, denn sein Mehrbauer war im Endspiel ungleicher Läufer nicht verwertbar. Aber es bestanden immer noch Chancen, denn Richard Kaiser und Walter Schmidt waren beide am Drücker.
Während die Chancen des letztern allerdings sehr konkret waren, musste Richard Kaiser - er ist bekannt für seine Zähigkeit - diese erst noch erarbeiten. Und dann passierte es: In der unscheinbar aussehenden Diagrammstellung gewann überraschend 47. ... Lb3.
Beide Spieler hatten gedacht, dass 48. Sg2 die Partie halten würde, aber das stimmt nicht: 48. ... Kg5 49. Se3 f4! 50. gxf4 Kxf4 und Weiß kann nicht verhindern, dass der schwarze König nach e4 und der Läufer nach d3 kommt - mit Gewinn.
Das war aber zu später Stunde - hier waren ja schon 5 Stunden gespielt - nicht ganz einfach zu sehen. Und in der Tat lief Richard Kaiser leider mit 47. ... Lc2 an seinem Glück vorbei. Danach war nichts mehr zu machen.
Den Schlusspunkt setzte Walter Schmidt, auch wenn der Kampf schon verloren war. Nach einem druckvollen Mittelspiel, dann aber unnötigen Ungenauigkeiten, musste er mit Weiß gegen eine schwer einzunehmende Festung ankämpfen. Es hatte ihn bereits einige Mühe (und 28 Züge bei unveränderter Bauernstellung) gekostet, den König nach e7 zu manövrieren.
In der Diagrammstellung - es war 20:30 Uhr und 6½ Stunden gespielt - gelang ihm eine hübsche Zugzwangsstellung: 83. Lc5! Ta6 84. Ld4 und Schwarz musste den Bf6 abgeben: Das Ende.
Eine starke Leistung in Unterzahl gegen den mutmaßlichen Hessenmeister. Dennoch hilft es nichts: Bad Homburg hat in den letzten 3 Matches nur Brettpunkte geholt und spielt immer noch gegen den Abstieg. (W.S.)
Die Einzelergebnisse:
SK Bad Homburg | SK Gernsheim | 3,5-4,5 | ||
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Haucke,Alexander | 2173 | FM Müller,Maximilian | 2209 | -/+ |
FM Isserman,Ryhor | 2198 | Peterson,Emery | 2135 | ½-½ |
FM Dunsbach,Ralf, Dr. | 2112 | Peters,Ingo | 2102 | ½-½ |
Schmidt,Walter | 2166 | Nies,Peter | 2025 | 1-0 |
Kaiser,Richard | 2099 | Mazurek,Robert | 2181 | ½-½ |
Rolf,Marco | 1970 | Rosenberger,Frank | 2032 | ½-½ |
Kroth,Manfred | 1995 | Schupp,Uwe | 2048 | ½-½ |
Kühlmeyer,Manfred | 2050 | Neumann,Martin | 2038 | 0-1 |