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Hessenliga: Griesheim stutzt Bad Homburg zurecht

Betrachtete man die Tabelle der Hessenliga nach der zweiten Runde, so hätte man auf den Gedanken kommen können, dass es sich beim Spiel der beiden Erstplatzierten, Bad Homburg und der SV Griesheim (DA) II, um ein wahres Spitzenspiel handelte.

Zweifellos war es ein stark besetztes Duell, wie die Aufstellung (1 IM, 4 FM) zeigte, aber zumindest Bad Homburg muss immer noch den Blick nach unten richten.


Auftakt gegen Griesheim (mit dem Rücken zum Fotografen Ulrich Klemm - vielen Dank!)

Rasch hatten Ryhor Isserman und Walter Schmidt remisiert und ein sarkastisches "Und wer soll meine Niederlage ausgleichen?" von Spitzenbrett Ralf Dunsbach war die Folge.

In der Tat. Optisch stand dieser gegen den Internationalen Meister Bogdan Grabarczyk schwer unter Druck. Umso überraschender, dass der Computer die Diagrammstellung schon hier als vorteilhaft für Schwarz ansieht.

Es folgte 16. ... Sd4 17. Df2 Sxf5 18. gxf5 Sd7, was nach einem guten Versuch, die Position zu halten, aussah.

Bei den Kiebitzen und Ralf Dunsbach selbst weckte das kein Vertrauen. Das kam erst, als der Bad Homburger später in der rechten Diagrammstellung den Knoten durchschlug: 20. ... bxc4! 21. dxc4 exf4 22. Txf4 Sf6! und es wurde für alle sichtbar, dass Weiß keinen Angriff, aber eine dicke Schwäche auf e4 hat.

Aber der Gegner wäre kein IM, würde er nicht erfinderisch - und in der Tat erwies sich im dritten Diagramm der verlockende Zug 25. ... Sh5? als Fehler, denn 26. Lc3 Sxf4 27. Dd2!! gab riesigen Angriff für das Material.

Ralf Dunsbach wickelte lieber mit 27. ... Sxg2+! 28. Lxe5 Txe5 in ein Endspiel ab und hoffte auf die schwache Köngisstellung von Weiß. Und so kam es: Grabarczyk verschmähte das Remis und sah sich zur Strafe der unabwendbaren Drohung 35. ... Tg1 ausgesetzt.

Ein schöner Sieg (eine Revanche aus den 90er Jahren!) von Ralf Dunsbach und die 2:1 Führung nach 3½ Stunden.


Ralf Dunsbach avancierte zum Held des Tages - und kurz vor seinem IM-Skalp hielt es ihn nicht mehr auf seinen 4 Buchstaben!

Kurz später entschied sich auch Egon Merkle zu Recht zu einer Zugwiederholung und Jonas Lenz baute die Führung zu einem 3½:1½ aus.

Er hatte seine Weißpartie wieder die ganze Zeit vorbildlich dominiert und inzwischen schon länger eine Gewinnstellung.

Die verwertete er noch vor der Zeitkontrolle sauber mit 36. Tcf1 f5 37. exf6 e.p. Sxf6 38. Lxc6 Txc6 und späterem Eindringen auf b8.

Leider war das das Ende der Fahnenstange. Wer hoffte, angesichts dieser Führung auch einen Mannschaftspunkt gegen die favorisierten Griesheimer zu ergattern, wurde enttäuscht.


Auch Jonas Lenz tat sich schwer, vor seinem letzten Zug sitzen zu bleiben. Aber er schaffte es und zog - der Gegner schaut auch schon auf dieses Feld - 41. Tb8.

Marco Rolf, Richard Kaiser und Helmut Heiming hatten mit Schwarz durchgängig eine passive Stellung zu verwalten gehabt und sahen sich erfindungsreichen Gegnern gegenüber, die ihre Vorteile zu nutzen wussten.

So endete das Match kurz nach 18:30 Uhr mit einer 3½:4½-Niederlage. Dennoch: Das ist kein Beinbruch - in dieser Form und dieser Aufstellung wird Bad Homburg die zum Klassenerhalt nötigen Punkte sicher holen. Vielleicht klappt das sogar schon in 5 Wochen, wenn der gefährliche Aufsteiger SK Niederbrechen zu Gast sein wird. (W.S.)

Die Einzelergebnisse:

SK Bad Homburg SV Griesheim (DA) II  3,5-4,5 
FM Dunsbach, Ralf, Dr.  2147  IM Grabarczyk, Bogdan  2389  1-0
Schmidt, Walter  2155  FM Nothnagel, Holger  2233  ½-½
Kaiser, Richard  2083  FM Schnitzspan, Lothar  2167  0-1
FM Isserman, Ryhor  2122  Spitzl, Vinzent  2118  ½-½
Rolf, Marco  2028  Nothnagel, Marian Can  2143  0-1
Lenz, Jonas  2006  Höck, Raimund  1910  1-0
Heiming, Helmut, Dr.  1928  Debortoli, Roberto  1964  0-1
Merkle, Egon  2064  Spitzl, Philipp  1993  ½-½